Bekommt Graz eine kommunistische Bürgermeisterin?
Die österreichischen Kommunisten (KPÖ) haben überraschend die Kommunalwahl in Graz gewonnen. Kandidatin Elke Kahr könnte in der zweitgrößten Stadt Österreichs nun als Bürgermeisterin ein rot-rot-grünes Bündnis anführen. Der konservative Langzeit-Bürgermeister Siegfried Nagl (ÖVP) trat noch am Wahlabend zurück. Der KPÖ-Erfolg verdankt sich vor allem einer bürgernahen Politik, glauben Kommentatoren.
Die glaubwürdigeren Sozialdemokraten
Die KPÖ steht in Graz für eine authentisch soziale Politik, kommentieren die Salzburger Nachrichten:
„Liegt die Brutstätte für die Weltrevolution an der Mur? Stalingraz? Mitnichten. Der Erfolg der von Elke Kahr geführten KPÖ belegt nicht die Faszination von Hammer und Sichel. Er dokumentiert das große Bedürfnis nach Bürgernähe, nach sozialer Wärme, nach einer Politik, die nicht permanent auf Spindoktoren und Umfragen schielt, sondern schlichtweg geerdet und authentisch ist. So gesehen ist die Grazer KPÖ die bessere, weil glaubwürdigere SPÖ - ein inhaltliches Vorbild für alle Genossen, die verlernt haben, wie sie ihre Klientel ansprechen können.“
KPÖ muss nun die ganze Stadt im Blick haben
Auf die Sensation folgt nun der schwierige Praxistest, meint die Wiener Zeitung:
„Seit Jahren hat die Partei ein offenes Ohr für die Bürgerinnen und Bürger, insbesondere bei sozialen Fragen und Problemen rund ums Wohnen stand die KPÖ den Grazerinnen und Grazern zur Seite. … Die Herausforderung für die KPÖ wird nun sein, wie sie aus dem Kümmern um sozial Schwache eine gerechte Verteilung der Mittel und Ressourcen der Stadt macht - ohne dabei ihre Volksnähe zu verlieren. Denn: Hemdsärmeliges Anpacken zeugt zwar von Engagement. Es schützt allerdings nicht vor der Gefahr, dass die Lautesten am meisten Gehör finden und sich durchsetzen.“