Frankreich: Gedenken an Massaker von 1961
Zum 60. Jahrestag des Massakers an algerischstämmigen Demonstranten bei Paris hat Emmanuel Macron am Sonntag als erster französischer Präsident an einer Gedenkveranstaltung für die Opfer teilgenommen. Die Taten vom 17. Oktober 1961 - eine friedliche Unabhängigkeitsdemonstration wurde blutig niedergeschlagen - bezeichnete er als "für die Republik unverzeihlich". Hilft das der Aussöhnung?
Paris muss politischen Mut beweisen
Präsident Macron sollte endlich die im Stora-Bericht empfohlene Kommission einsetzen, drängt Pierre Hazan, Berater am Zentrum für Humanitären Dialog, in Le Temps:
„Für eine Kommission für Wahrheit und Erinnerung zum Algerienkrieg gab es noch nie so viele Gründe wie heute, angesichts der sich verschärfenden nationalistischen Haltung der extremen Rechten, die sich auf die christlichen Ursprünge Frankreichs und eine Anti-Islam-Rhetorik beschränkt. Es würde echten politischen Mut verlangen, eine solche Kommission einzusetzen, um den derzeitigen Herausforderungen gerecht zu werden: durch ein Anerkennen von Frankreichs algerischer Vergangenheit dazu beizutragen, die französische Identität für das 21. Jahrhundert auf inklusive Weise neu zu definieren.“
Aussöhnung braucht immer zwei
Algier muss seinen Teil beitragen, um die bilateralen Beziehungen zu entspannen, erinnert Le Figaro:
„Der Stora-Bericht verlangt von Paris Maßnahmen, erwähnt aber auch die Pflichten Algeriens gegenüber den Kriegsopfern. Die Pflege jüdischer und christlicher Friedhöfe auf seinem Staatsgebiet, Einreiseerleichterungen für die Familien von algerischen Soldaten, die die französische Armee unterstützt haben, Wahrheit über die Massaker nach den Verträgen von Evian: Wie sieht es bei diesen unerledigten Angelegenheiten aus? Man kann neue Gelegenheiten schaffen, doch ein Aussöhnungsvorgang kann nur erfolgen, wenn man zu zweit ist.“