Strompreise: Skandinavien fürchtet teuren Winter
Bei minus 15 Grad in Helsinki steigt in Skandinavien die Sorge über die hohen Energiepreise. Viele Menschen heizen dort mit Strom, weil dieser traditionell günstig ist. In Finnland können Haushalte ihren Vertrag zudem an die internationalen Marktpreise koppeln. Und dass die Wasserreservoirs nach einem heißen Sommer leer sind, erhöht die Abhängigkeit von Importen. Die Presse diskutiert mögliche Gegenrezepte.
Deutschland für Anstieg mitverantwortlich
Der von Berlin beschlossene Atomausstieg war ein Fehler, glaubt Kauppalehti:
„Die holprige Umstellung auf Ökostrom und unzureichende Netzkapazitäten sorgen in ganz Europa für starke Preisschwankungen. Zur selben Zeit, zu der in Finnland das AKW Olkiluoto 3 ans Netz geht, schaltet Deutschland als Teil des grünen Wandels doppelt so viel Atomstrom ab. Ersatzkapazitäten gibt es dafür nicht. … Wenn das europäische Stromversorgungssystem und die Strompreise in irgendeiner Weise ins Lot kommen sollen, müssen Mitteleuropa und insbesondere Deutschland das Problem der Energieerzeugung lösen. Da Kohle, Gas und Kernenergie nicht mehr in Frage kommen, werden die Alternativen immer weniger.“
Atomkraftwerke wären ein teurer Fehler
Von den Überlegungen, neue Kernkraftwerke zu bauen, hält Aftonbladet gar nichts:
„Vor allem ist der Bau von Atomkraftwerken zu teuer. Die Stilllegung von Reaktoren ist darauf zurückzuführen, dass ihre Sanierung zu teuer wäre. Ein Neubau wäre noch einmal teurer. Und das würde sich auf den gesamten Strompreis in Schweden auswirken. ... Es gibt aber anderes zu tun. Auch in Südschweden muss die Windkraft ausgebaut werden, nicht zuletzt auf See. ... Das Stromnetz muss robuster gemacht werden. Das hätte man schon längst machen sollen, unmittelbar hilft das natürlich nicht. Derzeit geht es vor allem darum, den teuren Strom so gut wie möglich zu sparen.“
Bei günstiger Gelegenheit zuschlagen
Aamulehti rät der Bevölkerung, die Preise zu verfolgen:
„Die Verbraucher sollten jetzt einen genauen Blick auf ihre Stromrechnung werfen, insbesondere dann, wenn sie den an der Strombörse festgelegten Preis zahlen oder einen unbefristeten Vertrag haben, der auf dem Preis an der Strombörse basiert. Prognosen zufolge wird der Strompreis im nächsten Jahr wieder fallen. Aber wer vertraut in solch unsicheren Zeiten schon auf Vorhersagen? Auch nach dem Anschluss des dritten Reaktors des AKW Olkiluoto ans Stromnetz könnten die Preise in Finnland fallen. Wem es gelingt, einen Stromvertrag abzuschließen, wenn der Preis gerade fällt, kann viel Geld sparen.“