Krise in Bosnien und Herzegowina
Die Warnungen der Beobachter in Bosnien und Herzegowina bewahrheiten sich: Das Parlament der serbischen Teilrepublik Srpska in Banja Luka hat die Abspaltung beschlossen und will den Rückzug aus der nationalen Armee sowie aus dem Justiz- und Steuersystem der Zentralregierung binnen sechs Monaten vollziehen. Stehen die Zeichen auf Krieg?
EU hat die Nationalisten so stark gemacht
Falsche Entscheidungen in Brüssel und Berlin haben diese Krise heraufbeschwört, meint der Balkan-Korrespondent der taz, Erich Rathfelder:
„Es gehört wohl zu den großen Fehlern Angela Merkels, dass sie den serbischen Diktator Alexandar Vučić bis zuletzt hofierte. Und als ... Ursula von der Leyen den ungarischen Diplomaten und Freund Orbáns, Olivér Varhelyi, zum Erweiterungskommissar für die Balkanländer ernannt hat, machte sie den Bock zum Gärtner. Die EU-Verhandlerin in Bosnien, Angelina Eichhorst, hat in den letzten Monaten die Positionen der serbischen und kroatischen Nationalisten gestärkt. Das Resultat sieht man jetzt.“
Europa müsste Krieg entschlossen verhindern
Die EU muss begreifen, dass die Bosniaken die jüngsten Entwicklungen nicht hinnehmen werden, kommentiert Karar:
„Die Bosniaken werden die 'de facto'-Unabhängigkeit der Republika Srpska niemals akzeptieren können. ... Dieser Weg könnte unvermeidlich zu einem Krieg führen. Wenn bestimmte Länder und die EU kriegsauslösende Entwicklungen wirklich verhindern wollen, dann müssen sie klar demonstrieren, dass sie die politische und militärische Entschlossenheit besitzen, um für den Erhalt von Bosnien und Herzegowina als Ganzes einzustehen. Leider wollen sie dies nicht und machen damit Kämpfe immer wahrscheinlicher.“