Frankreichs Linke: Eine für alle?
Die derzeit fünf Kandidaten des linken Spektrums für die französische Präsidentschaftswahl liegen in den Umfragen alle klar unter zehn Prozent. Nach dem abgelehnten Vorschlag der Sozialistin Anne Hidalgo, einen gemeinsamen Bewerber zu küren, will Ex-Justizministerin Christiane Taubira nun per Bürgervotum eine Gemeinschaftskandidatur durchsetzen und tritt dafür auch selbst an. Die Landespresse ist skeptisch.
Auch Ikone bringt keine Rettung
Die Initiative der Ex-Ministerin eröffnet keinerlei neue Chancen, dämpft Le Figaro die Erwartungen:
„Der Stimmenanteil der Linken ist bescheiden, wenn mehrere Kandidaten antreten. Wird aber aus zwei oder drei Kandidaturen nur noch eine, in diesem Fall Christiane Taubira, dann ist das Ergebnis dieser Addition so ermutigend wie das einer Subtraktion. Die Ikone, die den Wahlkampf durch ihre Eloquenz verzaubern wollte, nimmt mal Position, mal schweigt sie bewusst, doch auch das hilft nichts. ... Die brutale Realität: Außer in einigen Redaktionsräumen gibt es keinen Taubira-Effekt.“
Von Zusammenhalt keine Spur
Das Bild, das die Linke derzeit abgibt, ist geradezu grotesk, findet L'Obs:
„Die Linke ist nur noch ein Schatten ihrer selbst. Immer wieder schreien ihre Kandidaten nach Einheit, um dann doch zu beteuern, sie seien angesichts der Einzelkämpfer-Haltung ihrer Konkurrenten dazu verdammt, ihr eigenes Ding durchzuziehen. Alle für einen, einer für mich. ... Und plötzlich taucht Taubira auf, ohne Truppen, ohne Partei, mit nichts als ein paar früheren sozialistischen Rebellen als Kompass, die von der Geschichte ins Abseits befördert wurden, und fabuliert wie ein Flaschengeist davon, die Gallionsfigur der vereinten Linken werden zu wollen.“