Machtkampf in rumänischer Oppositionspartei USR
In Rumänien ist der Chef der wichtigsten Oppositionspartei USR, Dacian Cioloș, nach einem parteiinternen Machtkampf zurückgetreten. Er war erst im Oktober zum Parteichef gewählt worden. Den Vorsitz übernahm vorübergehend Vize-Chef Cătălin Drulă. Kommentatoren fragen sich, wie es mit der einst als Anti-Korruptionspartei angetretenen USR jetzt weitergeht.
Kampf ums Überleben
Die USR steckt in einer schweren Führungskrise, meint der Journalist Ion M. Ioniță in Adevărul:
„Ein Phänomen, das fast alle wichtigen Parteien in Rumänien schwer trifft, von der PNL bis hin zur AUR. Doch für die USR sind die Dinge sehr viel schwerwiegender. Die Bildung der Regierungsmehrheit aus PSD und PNL hat die politische Szene stark aus dem Gleichgewicht gebracht: Die Opposition müssen nun USR und AUR führen, wobei die AUR wegen des schwachen Auftretens der USR den Diskurs fast vollständig in Beschlag genommen hat. ... Die Interimszeit von USR-Vize Cătălin Drulă wird für die Zukunft der Partei essentiell sein, wenn sie denn überhaupt eine Zukunft hat.“
Das typische Gezänk setzt sich durch
Die USR zeigt mit ihren internen Kämpfen, dass sie auch nicht besser als andere Parteien ist, meint die Journalistin Sabina Fati im Rumänischen Dienst der Deutschen Welle:
„Das Dilemma, in dem Dacian Cioloș und die USR stecken, hat mit der Art und Weise zu tun, wie demokratische Institutionen in Rumänien aufgebaut sind: Ihre Architekten versuchen stets, sie angreifbar, instabil und leicht demontierbar zu machen. … Das Gezänk um Macht und Einfluss, seit die Partei einen Vorsitzenden mit europäischem Gewicht gewählt hatte [Cioloș war bis zum USR-Vorsitz Präsident der Renew Europe-Gruppe des EU-Parlaments], ist ein Zeichen, dass die USR sich wandelt und beginnt, wie die anderen Parteien auszusehen, die wenig auf Werte geben, sondern alles nach ihren eigenen Interessen ausrichten.“