Portugal und Spanien: Wassermangel mit Folgen
Der Klimawandel beschert der Iberischen Halbinsel zunehmende Trockenheit. In Portugal hat die Dürre derzeit direkte Folgen für die Energieproduktion: Weil der Wasserstand in den Stauseen sehr niedrig ist, hat die Regierung die Wasserkraftproduktion an mehreren Talsperren verboten. Auch im Nachbarland Spanien sind die Stauseen kaum gefüllt. Was Abhilfe schaffen könnte, sehen Kommentatoren unterschiedlich.
Lissabon muss stärker gegen Madrid auftreten
Der Politologe Ricardo de Oliveira Ai-Ai verweist in Observador auf einen anhaltenden Konflikt ums Wasser zwischen Portugal und dem Nachbarland:
„Portugal hat mehrere Wasserprobleme, angefangen beim offensichtlichen Mangel an Niederschlägen, der die Hauptursache für das hydrografische Ungleichgewicht ist, bis hin zu der Tatsache, dass drei unserer größten Flüsse in Spanien entspringen, einem Nachbarland, das ständig internationale Konventionen missachtet und häufig nicht den Durchfluss zulässt, der auf portugiesischer Seite obligatorisch wäre. Dies ist eine immer wiederkehrende Situation, gegen die die portugiesische Regierung in den supranationalen europäischen Gremien nicht mit dem nötigen Nachdruck vorgeht.“
Das Problem ist Energiemangel
Der Ingenieur und Energieexperte Mário Guedes glaubt dagegen, ebenfalls in Observador, dass es zu früh war, die letzten Kohlekraftwerke in Portugal vom Netz zu nehmen:
„Die naheliegendste Erklärung, aber möglicherweise nicht die richtigste, wäre, dass alles auf den Mangel an Niederschlägen zurückzuführen ist. ... Durch den Wegfall der Energieerzeugung in den alten Kohlekraftwerken Pêgo und Sines war [aber] das Stromnetz eindeutig defizitär, sodass fast der gesamte verfügbare Strom aus den Erdgas-Kombikraftwerken, dem Import von Strom und schließlich der Wasserkraft (aus Staudämmen) genutzt werden musste. Es ist also völlig klar, warum der Wasserstand in den Stauseen weit unter dem Normalwert liegt. Es besteht die Notwendigkeit, Strom zu erzeugen. “
Wir müssen damit leben
La Vanguardia fordert eine neue Wasserpolitik für Spanien:
„Der Durchschnitt der spanischen Stauseen liegt bereits unter der Hälfte ihrer Kapazität. ... Es wird kritisiert, dass in einem großen Teil Spaniens die Stauseen nicht mehr die ihnen ursprünglich zugedachte Funktion erfüllen, nämlich Niederschlagsschwankungen zu verringern oder auszugleichen. ... Stattdessen sind sie zu bloßen Durchlaufstationen geworden, von denen aus das Wasser sofort verteilt wird, um den übermäßigen Bedarf der Landwirtschaft zu decken. Es muss betont werden, dass die Dürre in Spanien nicht nur vorübergehend ist. Der Klimawandel wird ihren strukturellen Charakter noch verstärken. Dies erfordert eine dringende Änderung der Wasserpolitik, um Wasser, das immer knapper und teurer wird, besser zu verwalten. “