Macron in Kyjiw: Gute Gespräche, und sonst?
Nach seinem Besuch in Moskau ist Frankreichs Präsident Macron am Dienstag nach Kyjiw gereist. Dort dankte sein ukrainischer Amtskollege Selenskij Frankreich für seine Unterstützung. Macron betonte vor allem die Wichtigkeit der Minsker Vereinbarungen. Selenskij habe ihm zugesichert, dass die Ukraine die Vereinbarungen umsetzen werde. Kommentatoren finden indes, dass es vor allem auf Moskau und Washington ankommt.
Minsk-Vereinbarungen nicht in ukrainischem Interesse
Russland, aber auch der Westen scheinen sich einig zu sein, dass die Einhaltung der Minsker Vereinbarungen der Weg zum Frieden ist, meint Ilija Kusa in Gordonua.com:
„Die westlichen Partner werden die Umsetzung der Minsker Vereinbarungen als einzigen Weg zur Deeskalation und zum Kompromiss mit Russland fördern, weil er für sie am schmerzlosesten ist und ihre Interessen (ich betone: ihre Interessen, nicht unsere) am wenigsten gefährdet. ... Europäer, Amerikaner und Russen haben eine gemeinsame Vorstellung von den Punkten, die die Ukraine umsetzen muss, um einen Kompromiss zu erreichen: Amnestie, Autonomisierung des Donbass und (vielleicht) direkte Verhandlungen mit den Gebieten Donezk und Luhansk.“
Frankreichs Einsatz hilft nur bedingt
Am Ende müssen die Gegensätze zwischen Moskau und Washington geklärt werden, meint Radio Kommersant FM:
„Macron gibt zu verstehen, dass er Moskaus Besorgnis besser versteht [als die USA], dass er den Kern des Problems erkennt und nicht nur dessen deutlichste Ausprägung - die Ukraine-Krise als Spitze des Eisbergs. Aber es gibt ein unüberwindbares Hindernis: Der Umgang mit den fundamentalen und konzeptionellen Gegensätzen zwischen Moskau und dem Westen hängt - bei allem guten Willen - nicht von Paris ab, sondern von Washington. Das wird ein langer, zäher Prozess. Die wahren Absichten der Amerikaner sind nicht nur für Russland unklar, sondern auch für US-Verbündete wie Frankreich.“
Putin weiß genau, was er will
Eine klare Strategie meint El Periódico de Catalunya beim russischen Präsidenten zu erkennen:
„Anscheinend ist es Putin, der den Takt der Ereignisse vorgibt, um konkrete Ziele zu erreichen: die vereinbarte Lösung der Krise auf eine Abmachung mit Washington zu reduzieren, was zu einer unwiederbringlich geschwächten Ukraine führt; und das europäische Lager zu spalten - ein indirekter Weg zur Schwächung des Lagers der US-Verbündeten. ... Dies alles, ohne den doppelten Eindruck zu zerstreuen, dass Macrons Initiative eher innenpolitische Gründe hat und dass Biden den Druck erhöhen will, um die erbärmliche Show in Afghanistan zu korrigieren.“