Tod im Heim: Aufruhr um griechischen Pflegeskandal
Wegen schwerster Vorwürfe gegen die Betreiber eines Pflegeheims im griechischen Chania hat die Polizei auf Kreta die Inhaberin, deren Mutter sowie zwei Ärzte festgenommen. Ermittelt wird wegen Dutzender Todesfälle sowie wegen unwürdiger Lebensbedingungen. Die Liste mutmaßlicher Straftaten umfasst Tötung, Betrug und Ausstellung falscher Atteste. Warum der Fall größere Kreise ziehen sollte, stellt die Presse klar.
Strukturelles Problem
Solche Skandale sind keine Einzelfälle, betont Chanias Lokalzeitung Agonas tis Kritis:
„Wie auch in anderen Ländern Europas sind die Kontrollen in Pflegeheimen in Griechenland unzureichend. ... Wegen des Bettenmangels drückt der Staat bei Verstößen ein Auge zu, während die Heime wissen, dass die Nachfrage nach ihren Dienstleistungen enorm ist und von den bestehenden Einrichtungen nicht gedeckt werden kann. Dies ist die Realität, die das Geschehen im Pflegeheim von Chania ermöglichte. Und es ist diese Realität, die uns die Gewissheit gibt, dass Chania nicht der einzige Fall eines Pflegeheims in Griechenland ist, das unter diesen Bedingungen arbeitet. Es kann keine Ausnahme sein, wenn ähnliche Phänomene in anderen europäischen Ländern zu verzeichnen sind.“
Gleichgültigkeit macht alle zu Komplizen
Nur weil zu viele Bürger wegschauen, können Skandale solche Ausmaße annehmen, redet Kolumnistin Elena Akrita auf News247 ins Gewissen:
„Es gibt einen Grund, warum in Griechenland manche Menschen unbehelligt ein permanentes Verbrechen begehen können, wie zum Beispiel Senioren in einem Heim systematisch zu töten, statt sie zu pflegen. Die Antwort [auf die Schuldfrage] liefert der Blick in den Spiegel. ... Niemand hat gefragt. Keiner hat sich interessiert. Niemand hat sich beschwert. Weißt du, warum das alles gleich neben uns passiert? Du weißt es. Du weißt das sehr gut, aber du kümmerst dich um deine eigenen verdammten Angelegenheiten, ohne dich darum zu scheren, dass dich deine Gleichgültigkeit zum Komplizen macht.“