Niederlande: Debatte um Kriegsgewalt in Indonesien
Die Niederlande haben als Kolonialmacht im Unabhängigkeitskrieg von Indonesien 1945-1949 systematisch und übermäßig Gewalt eingesetzt und Kriegsverbrechen begangen. Das ist das Ergebnis der bisher größten wissenschaftlichen Untersuchung zum Thema, die in der vergangenen Woche vorgelegt wurde. Premier Mark Rutte entschuldigte sich bei Indonesien im Namen der Regierung. Die Landespresse nimmt regen Anteil.
Fehler einzugestehen gehört dazu
Für NRC Handelsblad ist die Entschuldigung die einzig richtige Entscheidung:
„Dass diese Untersuchung erst nach Rechtsstreitigkeiten gestartet wurde, zeigt, wie schwierig die Niederlande es finden, über die dunkle Seite ihrer Geschichte nachzudenken - geschweige denn, zu reden. Dafür gibt es keine Entschuldigung. ... Dass die heutige Regierung 'die volle Verantwortung für das kollektive Versagen' übernimmt, ist die einzig richtige Antwort. ... Das großzügige Zugeben und Widergutmachen von Fehlern passt zu einem Land, das in der Welt eine Rolle spielen will. Wer es wagt und fähig ist, in den Spiegel zu schauen, kann auch andere zurechtweisen. Dieses ehrliche Selbstbild gehört dazu. “
Die Nuancen fehlen
De Telegraaf meint, dass die Studie die große Uneinigkeit über die Bewertung der Vergangenheit wohl leider nicht verkleinert:
„Die Wut bei den Veteranen ist groß. ... Die Kritiker finden, dass das Schlussdokument zu einseitig ist, weil es sich fast vollständig auf die Gewalt auf niederländischer Seite konzentriert. Obwohl deutlich von einem bewaffneten Konflikt mit mehreren Parteien die Rede war und auch die Indonesier Grenzen überschritten haben. ... Hätte [ein anderer Ansatz] etwas an den Tatsachen geändert? Nein. ... Aber das Gefühl, dass nach fünf Jahren intensiver Untersuchung ein ausgewogenes Bild entstanden ist, wäre viel ausgeprägter gewesen. Und damit die Chance, schneller mit dieser Periode der Geschichte auf beiden Seiten ins Reine zu kommen.“