60 Jahre nach dem Algerienkrieg
Vor 60 Jahren wurde der Algerienkrieg mit der Unterzeichnung des Évian-Abkommens offiziell beendet. Trotz des vereinbarten Waffenstillstands hielt die Gewalt noch bis zur Unabhängigkeit von Frankreich, am 5. Juli 1962, an. Kommentatoren werfen einen Blick auf den Stand der Vergangenheitsbewältigung.
Man braucht einen gemeinsamen Gedenktag
Es fehlt an einer einheitlichen Erinnerungskultur zwischen den beiden Ländern, mahnt Ouest France:
„Es ist noch nicht gelungen, sich auf eine Gedenkfeier zum Ende des Konflikts zu einigen. Der 19. März 1962, der Tag des Waffenstillstands in Algerien? Es erscheint seltsam, den Jahrestag eines Ereignisses zu begehen, das noch lange kein Ende der Gewalt markierte. Welches andere Datum also? Wie Gedenkveranstaltungen gewählt werden, ist ein Indikator für unser Verhältnis zur Geschichte und unseren Willen, ein gemeinsames Schicksal anzuerkennen. Das ist eine große Herausforderung. Denn es ist allgemein bekannt, dass frühere Verletzungen, Groll und Demütigungen den Nährboden für autoritäre Regime und ihre Bedrohung durch Rache bilden.“
Vergangenheitsbewältigung fortsetzen
Macrons Beitrag für die geschichtliche Aufarbeitung würdigt Die Welt:
„Jahrzehntelang war in Frankreich nur von den 'Ereignissen' die Rede, bis der Algerienkrieg 1999 als solcher endlich anerkannt wurde. ... In den fünf Jahren seiner ersten Amtszeit hat Macron in kleinen, aber wichtigen Schritten und mit symbolischen Gesten aller Opfergruppen gedacht. Gedenkstelen wurden errichtet, Worte gesprochen, Archive geöffnet, demnächst soll ein Museum im südfranzösischen Montpellier entstehen. Die Aufarbeitung war überfällig. Aber es war nur ein Anfang. Macron - oder sein Nachfolger - muss weitergehen auf dem mühseligen Weg der Versöhnung.“