Frankreich: Das Wahlwochenende rückt näher
In weniger als zwei Wochen findet in Frankreich die erste Runde der Präsidentschaftswahl statt. In aktuellen Umfragen führt der amtierende liberale Präsident Emmanuel Macron mit 28 Prozentpunkten vor der extrem rechten Marine Le Pen (21 Prozentpunkte) und dem linken Jean-Luc Mélenchon (14 Prozentpunkte). Kommentatoren bewerten die Wahlsituation vor dem Hintergrund der aktuellen Ereignisse.
Europhile Liberale vs. populistische Neutralisten
In Frankreich bilden sich zwei neue ideologische Pole heraus, analysiert Politologe Gérard Grunberg in Telos:
„Da Macrons Zentrum und die extreme Rechte - die allerdings derzeit gespalten ist - jeweils rund ein Drittel der Wählerschaft ausmachen, tendiert das Kräfteverhältnis dazu, eine Bipolarität hervorzubringen, die sich um die Diskrepanz zwischen Befürwortern der europäischen Zusammenarbeit und Verfechtern der liberalen Demokratie auf der einen Seite und Populisten und Neutralisten auf der anderen Seite strukturiert. Die zweite Runde der anstehenden Wahl, in der höchstwahrscheinlich Emmanuel Macron und Marine Le Pen einander gegenüberstehen werden, kann die Dominanz dieser ideologischen Spaltung nur weiter verstärken, zumal Marine Le Pen besser abschneiden könnte als 2017.“
Schlechte Voraussetzungen für die Wählenden
Die aktuelle Situation und die Themen im französischern Wahlkampf machen es den Wahlberechtigten wahrlich nicht leicht, meint La Vanguardia:
„Der Krieg in der Ukraine prägt den Wahlkampf und Macrons diplomatisches Engagement kommt ihm eindeutig zugute, während Le Pens gute Beziehungen zu Putin ihren Tribut fordern könnten. Das Gleiche gilt für Éric Zemmour, der noch Putin-freundlicher ist als Le Pen. ... Frankreich ist im Vorfeld der Präsidentschaftswahl konfrontiert mit einem stark zersplitterten politischen Angebot, einer politischen Strukturkrise, den Nachwirkungen der Pandemie und der Bedeutung der russischen Aggression in der Ukraine. ... All dies könnte zu einer hohen Quote der Enthaltungen führen.“
Macron ist gut für Griechenland
Kathimerini wünscht sich die Wiederwahl des amtierenden Präsidenten und erläutert, wie dieser Athen unterstützt hat:
„Mit seiner Haltung gegenüber der Türkei, der Förderung einer europäischen Front gegen die türkische Aggression und der Unterstützung der Partnerschaft zwischen Griechenland, Zypern und Ägypten. ... In diesen geopolitisch und wirtschaftlich herausfordernden Zeiten ist die Aufrechterhaltung einer starken und dauerhaften Beziehung zu dem Land, das über die stärkste Militärmacht und die zweitstärkste Wirtschaft in Europa verfügt, nicht zu unterschätzen. Und die Tatsache, dass ein Freund Griechenlands so gut wie sicher an der Spitze dieses bedeutenden Weltakteurs bleiben wird, ist ein willkommener zusätzlicher Vorteil.“