Großbritannien steht still
In Großbritannien streiken ab Dienstag rund 40.000 Bahnmitarbeiter für höhere Löhne und gegen Stellenstreichungen. Es ist der größte Streik seit 30 Jahren und er dürfte weite Teile des Bahnnetzes im ganzen Land lahmlegen. Weil sich auch andere öffentliche Sektoren den Arbeitsniederlegungen anschließen könnten, wird ein "Sommer der Unzufriedenheit" befürchtet.
Keine andere Wahl
Verständnis für die Streikenden hat The Guardian:
„Was sollen Gewerkschaften bitte anderes tun, wenn der gesamte öffentliche Sektor eine erhebliche Kürzung der Reallöhne erlebt – und das nach Jahren eingefrorener Gehälter und Lohnstagnation? In den letzten zwölf Jahren haben sie versäumt sicherzustellen, dass die Gehälter ihrer Mitglieder mit der Inflation Schritt halten konnten. Man kann nun nicht von ihnen erwarten, dass sie sich dem monströsen Angriff auf den Lebensstandard kleinlaut beugen. ... Die Regierung hofft derweil, dass die Streiks zumindest davon ablenken, was alles nicht funktioniert, oder man sie sogar zum Sündenbock dafür machen kann. ... Aber es ist Johnsons turbulente Regierung, die schuld an der kommenden Streikwelle ist.“
Steigende Löhne würden Inflation anheizen
Die Regierung muss hart bleiben, findet The Times:
„Lohnerhöhungen würden das Risiko einer inflationären Lohn-Preis-Spirale anheizen. Sie würden außerdem ein Loch in die öffentlichen Finanzen reißen. ... Die Geschichte hat gezeigt, dass eine Inflationsspirale schwer umzukehren ist, wenn sie einmal in Gang gerät. Zwei Faktoren machen das britische Inflationsproblem zu einer besonderen Herausforderung: Erstens der Arbeitskräftemangel, der mit 1,3 Millionen unbesetzten Stellen den Gewerkschaften ein größeres Verhandlungsgewicht verleiht. Zweitens die Schwäche des Pfunds, der die Preise von Importen in die Höhe treibt und zum Teil die Sorgen des Marktes darüber aufzeigt, dass Johnson ein kohärenter Wirtschaftsplan fehlt.“