Wie populistisch darf eine Politiker-Hochzeit sein?
Der Chef der rumänischen rechtsnationalen AUR-Partei, George Simion, hat seine Hochzeit als Volksspektakel veranstaltet, live auf Facebook und im Fernsehen übertragen. Eingeladen waren alle Rumänen, einzige Voraussetzung: Sie sollten traditionell gekleidet sein. Tausende nahmen die Einladung an. Die Landespresse kritisiert diese Form der Stimmungsmache.
Sehr schlechter Präzedenzfall
Krónika kritisiert Simions politisches Marketing als hemmungslos:
„Wenn die Altersfreigabe es nicht verbieten würde, würde der AUR-Chef dem Publikum vielleicht sogar einen Einblick in seine Hochzeitsnacht geben - nur um zusätzliche Stimmen für seine Partei zu bekommen, und freilich auch für sich selbst bei der Präsidentenwahl 2024. Damit wendet er Methoden an, die in der rumänischen Politik beispiellos sind. Obwohl die Macht des Reality-TV, der Boulevardpresse und der menschlichen Neugier im Allgemeinen nicht unterschätzt werden sollte, bleibt zu hoffen, dass die Mehrheit genug hat und sich diese skrupellose und ekelhafte Stimmungsmache nicht mehr antun will.“
Gute Querulanten nach vorn
Libertatea bedauert, dass Simions Populismus konkurrenzlos ist:
„Ein echter und positiver Populismus für die rumänische Gesellschaft muss anti-reaktionär und anti-konservativ sein. Doch Simion hat keinen Rivalen. ... Keiner in der Politik versucht überhaupt, schmerzhafte Probleme anzugehen, unbequeme Diskussionen zu führen. Wollen Sie ein guter Populist sein? Dann unternehmen Sie etwas, riskieren Sie unbequeme Debatten in diversen Kategorien. … Wenn Sie das nicht machen, dann werden Simions Lügen zu dramatischen Situationen führen, zu Hexenjagden und Kriegen gegen imaginäre Feinde.“