Opposition gewinnt Wahl in Grönland
Grönland steht vor einem Führungswechsel: Die oppositionelle Mitte-rechts-Partei Demokraatit kam bei der Parlamentswahl mit 30 Prozent auf Platz eins und wird wohl eine Regierungskoalition anführen. Die eine schnellen Weg in die Unabhängigkeit propagierende Naleraq-Partei legte deutlich zu und kam auf 24,5 Prozent. Die Parteien der bislang regierenden Links-Koalition landeten dagegen auf dem dritten und vierten Platz.
Den Weg in die Unabhängigkeit nicht überstürzen
Die Grönländer wollen keine Hauruck-Methoden, kommentiert Corriere della Sera:
„Nielsens Demokraatit predigte im Wahlkampf Geduld: Bevor ein Referendum über die Unabhängigkeit von Dänemark abgehalten werden kann, muss das Land volle wirtschaftliche Autonomie erreichen. ... Der Erfolg der Demokraten, die ihre Stimmen verdreifachen konnten, ist ein klares 'Nein, danke' an Donald Trump und eine Einladung zum Dialog mit Dänemark, das immer noch die Kontrolle über die Verteidigung, die Außenpolitik und die Währungspolitik behält und Subventionen in Höhe von mehr als 540 Millionen Euro pro Jahr bereitstellt, fast die Hälfte des grönländischen Staatshaushalts. Nielsen sagte: 'Wir sind nicht käuflich. ... Wir wollen unser Land selbst aufbauen.' Aber ohne Eile.“
Nach Abfuhr für Trump muss Dänemark liefern
Berlingske sieht nun Kopenhagen gegenüber den Grönländern in der Pflicht:
„Zwei Schlussfolgerungen lassen sich klar ziehen: Trumps Einschüchterungsversuche wurden weitgehend zurückgewiesen, und es gibt zudem eine klare Mehrheit, die einen langsameren Weg in die Unabhängigkeit befürwortet. ... Wir haben ein gemeinsames Interesse daran sicherzustellen, dass Grönland nicht Opfer eines neuen, dreisten amerikanischen Imperialismus wird. Dänemark muss deutlich machen, dass Grönland in einer Beziehung mit Dänemark weitaus mehr Respekt und Gleichberechtigung erreichen kann als mit den Vereinigten Staaten.“
Europa als Alternative zur US-Vereinnahmung
Der Nordschleswiger sieht nach der Wahl Chancen für die europäische Wirtschaft, in Grönland Fuß zu fassen:
„[A]uch für Europa kann der Schneerutsch in Nuuk einen Neuanfang für die Beziehungen zu Grönland bedeuten (genauer gesagt einen Anfang, denn bislang sind die Beziehungen spärlich). Demokraatit möchte die Wirtschaft stärken. Und sämtliche Parteien möchten die Beziehungen Grönlands zu anderen Ländern als Dänemark ausbauen. [Demokraatit-Chef] Jens-Frederik Nielsen ist gegenüber Donald Trumps Gelüsten auf Grönland ausgesprochen kritisch – und äußert dies auch sehr unmissverständlich. Auch hierin liegen Chancen für Dänemark und für Europa. “