Rumänien: Blue Air finanziell am Boden
Die rumänische Luftfahrtgesellschaft Blue Air hat vorerst den Betrieb eingestellt, zehntausende Passagiere sind europaweit betroffen. Seit Juli 2020 lief bereits ein Insolvenzverfahren, zuletzt häuften sich außerdem Probleme und Skandale wegen nicht erstatteter Tickets bei Flugausfällen und unbezahlter CO2-Zertifikate. Die Landespresse geht mit der Airline-Führung und den Behörden hart ins Gericht.
Probleme totschweigen hilft nicht mehr
Die Wirtschaftszeitung Capital schreibt:
„Leider ist die Taktik des 'Schweigens' in Rumänien stark verbreitet, nach dem Motto: 'Wir warten, bis es vorbei ist, wir sagen nichts, bis die Dinge sich beruhigt haben.' Die Methode hat vor 100 Jahren, wo es nur drei Zeitungen gab, Wunder gewirkt. Doch in Zeiten des Internets sind die Dinge nicht mehr so einfach. … Da kann jede unangenehme Situation wieder schnell ins Blickfeld der Öffentlichkeit geraten. Es ist so, wie wenn man Abfall im Wohnzimmer hat und ihn unter den Teppich kehrt. Man weiß nicht, wann und wie viele Kakerlaken kommen werden. Doch sie werden kommen.“
Staat schützt Aktionäre statt Verbraucher
Der Unternehmer Dragoş Dragoteanu beklagt in Ziarul Financiar ein Versagen der staatlichen Aufsicht:
„Bei Blue Air hatte das rumänische Finanzamt keine Zeit, auch nur einen Blick auf das Unternehmen zu werfen, bevor es finanziell zusammenbrach. Nur so lässt sich erklären, dass die Airline im Voraus kassierte und jetzt niemandem mehr etwas zahlt. Nur der Profit der Aktionäre zählte, die Kunden existierten nur auf dem Papier. ... Der rumänische Staat, wie immer 'wachsam', lernt einfach nicht, wie man seine Bürger schützt - als ob das nicht seine Aufgabe wäre. Mich würde nicht wundern, wenn der Staat in naher Zukunft den Blue-Air-Aktionären erlauben würde, zu einer neugegründeten Firma umzuziehen und dabei zehntausende Passagiere und den Staat im Stich zu lassen.“