Dänemark: Frederiksen erringt knappen Sieg
Nach einer nervenaufreibenden Wahlnacht konnte die Sozialdemokratin und bisherige Ministerpräsidentin Mette Frederiksen im letzten Augenblick die Mehrheit für ihren linken Block sichern. Obwohl ihre Partei stärkste Kraft wurde, reichte Frederiksen ihren Rücktritt ein, um ein breites Regierungsbündnis mit verschiedenen Parteien schmieden zu können. Die Landespresse analysiert das Ergebnis.
Wird das ein Wendepunkt?
Die Klimakrise erlaubt keinen politischen Kleinmut, erklärt Politiken nachdrücklich:
„Zuallererst müssen wir hoffen, dass Dänemarks zukünftige Regierung ein Symbol für einen Wendepunkt in der dänischen Politik werden kann. Ein Wendepunkt, auf den unsere Kinder und Enkelkinder in 50 Jahren zurückblicken und sagen werden, dass das dänische Parlament genau dann - am 1. November - verstanden hat, dass die Klimakrise so ernst ist, dass sie eine Regierung der Mitte mit einem Höchstmaß an politischer Entscheidungsmacht und Legitimität in der Bevölkerung erfordert. Wo Politiker parteipolitische Interessen und persönliche Ambitionen hintanstellen. .. Wenn das gelingt, wird Mette Frederiksen einen wirklich bedeutenden Eindruck in der dänischen politischen Geschichte hinterlassen.“
Dänen wollen etwas Neues
Für Jyllands-Posten ist eine außergewöhnliche Wahl zu Ende gegangen:
„Mette Frederiksen wiederholte gestern Abend, dass sie eine Regierung in der Mitte will. Sie hat alle Möglichkeiten und steht mit einer intakten roten Mehrheit im Rücken stark da, dennoch sieht es im Vorfeld unüberschaubar aus. … Aber unabhängig davon, was als Nächstes passiert, ist es angemessen, die Wahl als absolut außergewöhnlich zu bezeichnen. Brandneue Parteien sind ins Land gestürmt, alte Parteien an der Macht stark zurückgegangen und die Zahl der Parteien im Folketing ist auf einem Rekordhoch [von zwölf]. Da sind nun die Sozialdemokraten, und dann gibt es noch all die anderen. Die Wahl spiegelt einen Erdrutsch in der dänischen Politik wider. Die Dänen wollen wirklich etwas Neues.“
Opposition hat versagt
Berlingske wirft dem bürgerlichen Block vor, nicht in der Lage gewesen zu sein, aus dem Nerzskandal politisches Kapital zu schlagen:
„Es ist traurig für Dänemark, wenn die Führung der Premierministerin, die unter dem Deckmantel von Stärke und Entschlossenheit Katastrophen wie den Nerzskandal verursacht hat, jetzt weitgehend unangefochten weitermachen kann. ... Aber das ist die Stimme der Wähler, und es sollte im bürgerlichen Block zu tiefgreifender Selbstreflexion führen, dass er wenige Monate nach der vernichtenden Kritik der Nerz-Kommission an der Machtausübung der sozialdemokratischen Regierung nicht mehr Wähler erreicht hat.“