Tschechien: Orden für eheliche Treue?
Der tschechische Senat will darüber diskutieren, ob "vorbildliche Ehepaare aus Mann und Frau" künftig mit "Treue-Medaillen" geehrt werden sollen. Die Initiative zweier Mitglieder des Oberhauses zielt jedoch im Kern auf etwas anderes: Der Staat würde sich auf diese Weise von anderen Formen des Zusammenlebens - etwa eingetragenen Partnerschaften - distanzieren. Kommentatoren zeigen sich kritisch.
Aus der Zeit gefallene Verherrlichung der Ehe
Von einer Absurdität spricht Český rozhlas:
„Die Form der Familie verändert sich, ob wir wollen oder nicht. Daran ändern auch eine Verdrehung des Bürgerlichen Gesetzbuches oder die Vergabe einer Treueprämie nichts. ... Zu sagen, dass die Kleinfamilie aus einem heterosexuellen Paar und Kindern etwas ist, auf das wir als Gesellschaft besonders stolz sein sollten, ist für viele Menschen eine bittere Verleugnung ihrer eigenen Erfahrung. Doch gerade die Veränderungen, die der Familienverband durchmacht, sorgen bei manchen Politikern für Panik.“
Sexuelle Minderheiten dienen als Sündenbock
Aktuálně.cz betont, dass gender-unkonforme Menschen niemanden bedrohen, sondern nur um ihren Platz in der Gesellschaft bitten:
„Ein solcher Platz wird seit langem von heterosexuellen Menschen und der Institution der heterosexuellen Familie und Ehe eingenommen. Diese Art von Familie ist sicherlich oft toll, auch wenn wir es nicht zu schätzen wissen. Wir zerstören seit Jahrzehnten die 'normale' Familie selbst. Aber wir werfen ihre Misserfolge, die hohen Scheidungsraten und die hohe Quote von Menschen, die lediglich zusammenleben und nicht heiraten, der LGBTQ+-Community vor. Das ist unsinnig und dumm. Die Gesellschaft sollte sich darüber freuen, dass auch Menschen mit unterschiedlichen Veranlagungen und unterschiedlichem Denken für die Ehe stehen.“