Frankreich: Messerangriff auf Spielplatz
Im ostfranzösischen Annecy wurden sechs Personen, darunter vier Kleinkinder, von einem Messerstecher teils lebensgefährlich verletzt. Der aus Syrien stammende christliche Angreifer rief vor der Attacke "Jesus Christus". Im rechten Lager sowie in sozialen Netzwerken erschallten sogleich massive Rufe nach einer strengeren Zuwanderungspolitik. Frankreichs Presse analysiert das Geschehen.
Komplexer, als es scheint
Wer jetzt vereinfacht, ist bei diesem Fall auf dem Irrweg, kritisiert Libération:
„Sie haben kein Glück, denn der Tatverdächtige ist Christ und hat in Schweden Flüchtlingsstatus erhalten. Er ist also gemäß dem EU-Recht legal hier. Alles scheint darauf hinzudeuten, dass es sich eher um einen psychisch gestörten Mann als um einen ideologisierten Angreifer handelt. Das Drama in Annecy zeigt sehr gut, dass, während der Innenminister ein neues Zuwanderungsgesetz vorbereitet und viele an ihren Argumenten feilen, dieses Thema sehr viel komplexer ist, als es scheint. Und Besseres verdient als vereinfachende und hasserfüllte Äußerungen.“
Das Terror-Trauma bricht wieder auf
Die Stimmung in Frankreich ist leicht entflammbar, erläutert Le Temps:
„Man sieht, dass das Trauma von mehreren Jahren islamistischen Terrors in Frankreich tief verankert ist. Und die Gewalt der Debatten, welche diese Attentate im Laufe der Zeit ausgelöst haben, hat die ideologische Landschaft Frankreichs derart beeinflusst, dass selbst nach zwei Jahren Beruhigung die Schnelligkeit und Irrationalität einiger Reaktionen nicht nur die Entflammbarkeit der aktuellen politischen Landschaft offenbaren, sondern auch die Lebhaftigkeit der Gefühle, die immer noch da und weiterhin stark sind. Dies birgt die Gefahr, dass die Lage vergiftet wird.“