Putin verzichtet auf Reise zum Brics-Gipfel
Das Treffen der Brics-Schwellenländer Brasilien, Russland, Indien, China und Südafrika im August in Johannesburg wird ohne persönliche Teilnahme des russischen Präsidenten Wladimir Putin stattfinden. Stattdessen werde er per Videoschalte teilnehmen, teilte der Kreml mit. Als Grund gilt der Haftbefehl des Internationalen Strafgerichtshofs aus Den Haag, den Südafrika hätte vollstrecken müssen. Kommentatoren sind sich uneinig über die Auswirkungen von Putins Fernbleiben.
Jetzt sitzt Russland am Katzentisch
Das Fehlen Putins hat erhebliche Auswirkungen auf das Treffen, meint Radio Kommersant:
„Videoübertragungen sind zwar eine gute Sache, aber die wichtigsten Entscheidungen und Vereinbarungen werden bei solchen Veranstaltungen im Gespräch hinter den Kulissen getroffen und nicht bei den offiziellen Sitzungen mit Protokoll und Tagesordnung. In einem derart beschnittenen Format wird es für Russland schwierig, eine Führungsrolle in dieser für es selbst so wichtigen Organisation zu beanspruchen, die bekanntlich als Alternative zur westlichen Welt geschaffen wurde - und ebenso, wenn es die Rolle eines Vermittlers beanspruchen möchte, etwa zwischen Indien und China, deren bilaterale Beziehungen alles andere als ungetrübt sind.“
Der Ärger ist von kurzer Dauer
Die Arbeit der südafrikanischen Justiz hindert Staatschef Cyril Ramaphosa nicht daran, Putin bald in St. Petersburg zu besuchen, bemerkt die Welt:
„Die Gerichte befassten sich im Vorfeld mit einer Klärung der Rechtslage, es gab zuletzt kaum noch Zweifel, dass sie eine Verhaftung anordnen würden. Und einen eklatanten Bruch mit rechtsstaatlichen Prinzipien, etwa eine offene Missachtung, wollte Ramaphosa dann doch nicht riskieren. Ende Juli findet übrigens ein großer Russland-Afrika-Gipfel in St. Petersburg statt. Dort wird sich für Putin so manche Foto-Gelegenheit ergeben, um die gegenseitige Freundschaft mit afrikanischen Präsidenten zu dokumentieren ... Auch Ramaphosa wird erwartet.“
Anzeichen für die zunehmende Isolation
Putin hat sich allmählich in eine Sackgasse manövriert, meint Dagens Nyheter:
„Die abgesagte Reise zeigt, dass es für Putin immer schwieriger wird, so zu tun, als sei alles 'business as usual' und Russland erhalte beruhigende Unterstützung aus dem 'globalen Süden'. Inwieweit der Haftbefehl und die zunehmende Isolation Putins das allgemeine Gesprächsklima zum Krieg in der Ukraine beeinflussen, bleibt abzuwarten. Das macht es für 'Friedenssuchende' wahrscheinlich schwieriger zu argumentieren, dass die Ukraine Territorium aufgeben muss, damit die Bürger des Landes nicht bombardiert, vergewaltigt und gefoltert werden.“