Griechenland: Mit Handtüchern gegen Strandwucher
In Griechenland sorgen teure Strandliegen-Plätze für Unmut: Um die 300 Personen protestierten Ende Juli erstmals mit Handtüchern und Transparenten in Paros dagegen, dass die Betreiber teils illegaler Bars die Strände mit Sonnenliegen vollstellen und dann Geld fürs dort Liegen verlangen. Ähnliche Proteste an anderen Urlaubsorten folgten. Die Regierung kündigte nun an, hart gegen den lange geduldeten Wildwuchs vorzugehen.
Notwendige Einnahmequelle
Man darf nicht zu weit gehen, findet CNN Greece:
„Natürlich muss das Gesetz eingehalten werden. ... Aber wenn wir weiterhin Einnahmen aus dem Tourismus erzielen wollen, müssen wir Besuchern das entsprechende Erlebnis bieten. ... Dazu gehört auch die (legale) Sonnenliege am Meer. Der einzelne Geschäftsinhaber hat das Recht, den Preis so hoch anzusetzen, wie er will, solange er dafür besteuert wird. So zynisch es auch klingen mag: Das ist die Art von Tourismus, die unser Land braucht, wenn wir unsere Einnahmen und den Pro-Kopf-Verbrauch steigern wollen. Denn jemand, der Geld für eine (legale) Sonnenliege ausgibt, wird wahrscheinlich auch in Restaurants essen, in Bars trinken und mit seinem Geld ganz allgemein die lokale Gemeinschaft unterstützen. Andernfalls laufen wir Gefahr, dass uns nur das Handtuch in der Hand bleibt.“
Das Maß ist voll
Die Regionalzeitung Agonas tis Kritis fragt sich, ob die Bewegung etwas Größeres werden kann:
„In Griechenland, wo ein Kilo Wassermelone 1 Euro kostet, wo ein 25 Quadratmeter großes Studio als Glücksfall gilt, wenn man es für 350 Euro mietet, und wo die Gehälter 700 Euro betragen, ist es keineswegs selbstverständlich, dass jeder Bürger Geld für die Gangster am Strand hat, die sehr hohe Preise für eine Sonnenliege im Schatten verlangen. ... In Frankreich sind die Bürger vor einigen Jahren auf die Straße gegangen, als die Benzinpreise erhöht wurden. ... Wir wissen nicht, ob die Badetuchbewegung in Griechenland das Potenzial hat, sich zu etwas Größerem zu entwickeln. ... Armut, hohe Preise, Perspektivlosigkeit, Arroganz und eklatante Straflosigkeit sind über die Ufer getreten und haben den Strand erreicht.“