Zugunglück in Italien: Todesfälle vermeidbar?
Bei einem Unfall auf der Bahnstrecke zwischen Mailand und Turin sind fünf Menschen ums Leben gekommen, weitere liegen schwerverletzt im Krankenhaus. Ein passagierloser Zug raste in der Nacht auf Donnerstag in eine Gruppe von Arbeitern, deren Unternehmen mit Wartungsarbeiten am Gleis beauftragt worden war. Italiens Presse kritisiert Fehler im System.
Das System ins Visier nehmen
Eine echte Aufklärung des Falls müsste das tödliche Gewinnstreben als Schuldigen entlarven, meint Eisenbahner Dante De Angelis in Il Manifesto:
„Angesichts früherer Gerichtsverfahren zu ähnlichen Unfällen befürchte ich, dass nur nach dem menschlichen Versagen des letzten Glieds in der Befehlskette gesucht wird, ohne dass die Justiz die Häufigkeit und Vorhersehbarkeit dieser Todesfälle hinterfragt; ohne das System der Auftragsvergabe zu hinterfragen oder die Fokussierung auf das Gewinnstreben. ... Wir befinden uns im Jahr 2023, umgeben von hochmodernen Technologien. ... Aber was die Sicherheit der Arbeitnehmer angeht, sind wir immer noch bei den telefonischen Abfertigungen und Vorschriften des vergangenen Jahrhunderts.“
Wenn Prävention nicht Teil der Ausschreibung ist
Eine Mitschuld der Verfechter der Liberalisierung erkennt La Repubblica:
„Wieder ein Massaker an Arbeitern, die im Rahmen einer Auftragsvergabe angestellt sind, deren Ausschreibung keine wirksame Koordinierung und Prävention gegen das Hauptrisiko derjenigen vorsieht, die nachts die Gleise warten: nämlich von einem Zug überfahren zu werden, dessen Lokführer nichts von den Wartungsarbeiten weiß. ... Wenn Aufträge und Subaufträge wild liberalisiert und die Kosten für Sicherheit gedrückt werden, müssen diejenigen, die die Liberalisierung stark befürwortet haben, die Verantwortung für das Leben der Arbeiter übernehmen.“