Frankreich: Macron spricht von Autonomie für Korsika
Der französische Präsident Macron hat in einer Rede vor dem korsischen Regionalparlament mehr Eigenständigkeit für die Mittelmeerinsel in Aussicht gestellt. Erstrebenswert sei eine "Autonomie à la corse" - innerhalb der Republik. Damit reagierte Macron auf den wachsenden Zulauf der korsischen Nationalisten sowie auf die Gewaltwelle infolge der tödlichen Verletzung des Nationalisten Yvan Colonna im Frühjahr 2022.
Verrat am Erbe der Französischen Revolution
Macron bricht mit der Republik, wettert Verfassungsrechtler Benjamin Morel in Le Figaro:
„Die Republik, das ist vor allem die Allgemeingültigkeit des Gesetzes, das für alle gleich ist, und dies seit der Nacht des 4. August 1789. Erklärt sich ein Staatschef jedoch bereit, 'ohne Totem und Tabu' die Autonomie zu verhandeln, die bis zum Erhalt einer legislativen Macht für eine territoriale Gebietskörperschaft gehen kann, dann hört er de facto auf, seine Funktion als Hüter der Institutionen auszuüben. Die Republik, das ist die Einheit der Legislative. Dieser Grundsatz wurde seit der Französischen Revolution von niemandem infrage gestellt. Ein Präsident der Republik hat als dessen unnachgiebigster Hüter zu agieren.“
Staatschef beweist Courage
Als mutigen und dringenden Kompromiss lobt L'Opinion den Vorstoß:
„Gewiss kann man Emmanuel Macron vorwerfen, ein Stück Einheit des Landes zu opfern. Doch die Herausforderung ist immens: Die Konfliktlogik durchbrechen, das bedeutet - vor allem bei den jungen Menschen - den wiederkehrenden Trend zur Illusion der Unabhängigkeit zu stoppen. Eine Einigung zu finden bedeutet, einen Status einzuführen, der nicht mit der Republik übereinstimmt, ohne ihr zuwiderzulaufen.“