Literaturnobelpreis an Jon Fosse

Die Schwedische Akademie der Wissenschaften hat den diesjährigen Literaturnobelpreis an den Norweger Jon Fosse vergeben. Fosse schreibt seine Theaterstücke, Romane und Gedichte auf Nynorsk - einer offiziellen, aber wenig verbreiteten Variante des Norwegischen. Kommentatoren sehen mehrere Gründe, diese Auszeichnung zu begrüßen.

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Avvenire (IT) /

Er hat Worte für das Unaussprechliche

Für Avvenire machen zwei Kernelemente Fosses Schreiben aus:

„Das erste ist technisch, nämlich die Wiederholungen, die in Wirklichkeit keine sind, weil Fosse manchmal nur das kleinste Element oder Detail ändert: Selbst wenn bestimmte Sätze auf den ersten Blick gleich erscheinen, sind sie nicht gleich. Das zweite Element hingegen betrifft die Einstellung zum Schreiben und seine Anwendung auf alles: Es ist, als ob Fosse in sein Schreiben, in seine Worte etwas Unbeschreibliches einbringt, mit der Fähigkeit, das Unaussprechliche zu sagen. Es ist dasselbe Prinzip, das der Poesie oder der Religion zugrunde liegt.“

eldiario.es (ES) /

Ein Hoch auf Europas Sprachreichtum

Eldiario.es hebt die Sprache hervor, in der Fosse schreibt:

„Der Preisträger schreibt seine Theaterstücke, Romane und Gedichte in einer Sprachvariante, die in nur 15 Prozent der norwegischen Schulen unterrichtet wird. ... Politische Kämpfe um offizielle, ko-offizielle und Minderheitensprachen gibt es nicht nur in Spanien. Sie sind Teil des Reichtums, der Vielfalt und der Kompliziertheit der europäischen Geschichte. Sie spiegeln auch oft die Spannung zwischen der vertrauten und der Standardsprache wider. ... Fosse erinnert uns an die Intimität der Sprachen, die in Debatten oft verloren geht, und daran, wie Schriftsteller dazu beitragen können, sie zurückzuerobern.“

Politiken (DK) /

Mutmacher, während alles zur Hölle geht

Politiken lobt neben dem Autor auch die Nobelpreise selbst:

„Wie Sie wissen, hat Alfred Nobel das Geld für den Nobelpreis mit Dynamit verdient, aber es wird Jahr für Jahr verwendet, um Errungenschaften zu belohnen, die nicht einreißen, sondern Brücken bauen, reinigen, inspirieren, erneuern und das Handlungsfeld der Menschen erweitern. ... In einer Zeit, in der es in vielerlei Hinsicht zur Hölle geht, ist das eine große Ermutigung, und man würde sich wünschen, dass es noch viel mehr Ereignisse im globalen Aufmerksamkeitsraum gäbe, die das Beste hervorheben. ... Was Fosse betrifft, ist es völlig verdient, dass ein Autor, der so weit in die Tiefe des Menschen vordringt, nun mehr Leser gewinnt.“