Paris: Großdemo “für die Republik, gegen Antisemitismus”
In Frankreich sind am Sonntag über hunderttausend Menschen gegen den zunehmenden Antisemitismus auf die Straßen gegangen. Kritik gab es an der Teilnahme der Rechtspopulistin Marine Le Pen ebenso wie an der Nichtteilnahme von Präsident Emmanuel Macron und der linkspopulistischen Partei La France Insoumise (LFI). Kommentatoren zeigen Unzufriedenheit.
Verantwortung nicht wahrgenommen
Le Figaro sieht vor allem die Abwesenden:
„Man wird besonders die Kontroversen und kleinen Taktierereien, die diesen Tag umgaben, in Erinnerung behalten. Der Kampf gegen den Antisemitismus verdient so viel mehr... Natürlich war am Sonntag eine große Menschenmenge versammelt, aber am meisten fielen die Abwesenden ins Auge. Allen voran [der Vorsitzende der linkspopulistischen Partei La France Insoumise] Jean-Luc Mélenchon und seine Truppe... Der andere Abwesende war natürlich [Staatschef] Emmanuel Macron. Zweifellos hätte er sich in den Demonstrationszug einreihen sollen. Es lag in seiner Verantwortung, mit gutem Beispiel voranzugehen, um die 'Botschaft der Menschlichkeit', die er an die Welt richten will, weiterzugeben.“
Obszöne Instrumentalisierung
L'Humanité ist empört über die Teilnahme extremer Rechter:
„Was ist mit unserem Land geschehen, dass Éric Zemmour sich berechtigt fühlt, in aller Ruhe zu demonstrieren? ... Dass die selbsternannten Verteidiger der Republik seine Anwesenheit damit rechtfertigen, dass man aus dem Kampf gegen den Antisemitismus 'kein Politikum machen' dürfe? Eine unerhörte Dummheit. Wie kann man auf diesen gemeinen Schwindel, diese obszöne Instrumentalisierung hereinfallen? Dieser 12. November wird einen entscheidenden Schritt der 'Normalisierung' der extremen Rechten markieren. Wer kann ernsthaft glauben, dass die Partei von Marine Le Pen, deren ehemaliger Vorsitzender mehrfach verurteilt wurde, weil er die Gaskammern als 'Detail der Geschichte' bezeichnet hatte, nicht mehr antisemitisch ist?“