Wofür steht der Black Friday?
Im Einzelhandel steht der letzte Freitag im November längst auch in vielen europäischen Ländern fest für den Black Friday – und damit für Rabattaktionen on- und offline, Umsatzrekorde und das werbewirksame Einläuten des Weihnachtsgeschäfts. Kommentatoren ergründen, was hinter den knallbunten Sonderpreisplakaten passiert.
Profitgetriebene Mogelpackung
Der Black Friday ist alles andere als ein Festtag der Verbraucher, kritisiert Õhtuleht:
„In Wirklichkeit ist der Black Friday eine Ausgeburt der Profitgier und wird oft von großen Einzelhandelsketten gefördert, die bereits im Überfluss schwimmen. ... Es ist der Tag, an dem die Umsätze sich vervielfachen. Kritiker haben schon lange bemerkt, dass die scheinbar so großen Rabatte oft durch vorherige Preisanhebungen herbeigetrickst werden. Deshalb sollte man vorher über Vergleichsportale herausfinden, ob dieser wunderbare Preis nicht im Sommer noch der Normalpreis war. Leider sind auch die Weihnachtsfeiertage in unserem Unterbewusstsein eher mit Geschenken als mit Tannenbäumen und Blutwürsten verbunden.“
Kaufen, als ob es kein Morgen gäbe
Viele Menschen lassen sich von der Schnäppchenjagd dankbar ablenken, analysiert El Periódico de Catalunya:
„Der Trend hat sich gefestigt, als wegen der Pandemie und der unsicheren Wirtschaftslage eigentlich ein Rückgang des Handels zu erwarten war. ... Wir stecken nicht mehr in einer der wiederkehrenden Krisen des Kapitalismus, nach denen die Normalität zurückkehrt. Wir haben jetzt das Gefühl, dass wir am Anfang einer unsicheren und unvorhersehbaren Ära leben. In diesem Kontext konsumieren und leben die Bürger in der Unmittelbarkeit. In der Arbeitswelt zeigt sich ein ähnliches Phänomen: Immer weniger junge Menschen denken über ihre mittelfristige Zukunft nach. Etwas Tiefgreifendes passiert in der Gesellschaft. Darüber denken wir ein anderes Mal nach. Heute kaufen wir.“