Weihnachtskarpfen: Schöner Brauch oder Tierquälerei?
Für viele Tschechen ist es ein unverzichtbares Ritual: Vor Weihnachten einen lebenden Karpfen kaufen und ihn bis zum Verzehr an den Feiertagen in der heimischen Badewanne planschen lassen. Doch in diesem Jahr weigert sich bereits die zweite große Handelskette, den Verkauf der Fische aus großen Bottichen zuzulassen, weil damit der Tierschutz verletzt werde. Für und Wider in der Landespresse.
Auf den Müllhaufen der Geschichte
Hospodářské noviny bricht eine Lanze für die Tiere:
„Die Wahrnehmung von Traditionen verändert sich. In der Geschichte der Menschheit und einzelner Nationen bewegen wir uns von identitärer Brutalität zu universellem gegenseitigem Respekt. Angesichts der Tatsache, dass sich die Lebensbedingungen auf der ganzen Welt allmählich verbessern, ist es möglicherweise an der Zeit, allen Lebewesen Respekt entgegenzubringen. In diesem Sinne wäre es wahrscheinlich eine gute Idee, die Weihnachtskarpfenbottiche ebenso auf den Müll der Geschichte zu befördern wie Onkel Toms Hütte. Und mit der Zeit kommen wir vielleicht bei allen Schlachthöfen zu dem gleichen Ergebnis.“
Meeresfische leiden auch
Lidové noviny findet den Einsatz der Tierschützer für die Karpfen etwas heuchlerisch:
„Weihnachtskarpfen zu verkaufen und zu töten ist wirklich keine gute Sache, weil die Fische dabei leiden. Genau wie lebender Fisch beim Kunden zu Hause in der Badewanne. Aber schon das Abfischen der Teiche geschieht nicht gerade sanft. Wenn wir das Leid der Karpfen stoppen wollten, sollten wir ihr Fleisch überhaupt nicht verkaufen. ... Aber es gibt immer noch Meeresfische. Verdienen Kabeljau, Lachs und andere Fische weniger Mitgefühl als Karpfen? Seefisch wird überall verkauft. Ist es nicht heuchlerisch, den Verkauf von Karpfen einzuschränken und andere Lebewesen aus den Augen zu verlieren?“