KI und Co: Chancen und Risiken neuer Technologien
Die rasanten Fortschritte auf dem Gebiet der Künstlichen Intelligenz und die daraus entstehenden Herausforderungen gehörten zu den Themen, die 2023 prägten. Zum Jahreswechsel führen Kommentatoren die Debatte weiter und blicken auch auf andere wissenschaftlich-technische Entwicklungen.
Die Wissenschaft ist unser Freund
Dagens Nyheter zählt auf:
„Erneuerbare Energien aus Sonne, Wind und Wasser werden ständig preiswerter. Schon 2030 werden sie laut aktuellen Berechnungen der Internationalen Energieagentur (IEA) die Hälfte der globalen Energieversorgung liefern. ... Gleichzeitig befinden wir uns auf dem Weg zu einem goldenen Zeitalter der Medizin. So haben sich Entdeckungen im Zusammenhang mit der Entwicklung von Covid-Impfstoffen in der Krebsforschung als nützlich erwiesen. ... Außerdem beschleunigt der Vormarsch künstlicher Intelligenz den gesamten Forschungsprozess, was mehr Entdeckungen in kürzerer Zeit möglich macht. Die immer billigeren 3D-Drucker haben bereits Revolutionäres bewirkt: Prothesen lassen sich nun leicht und preiswert produzieren.“
Revolution, die Grundsatzfragen aufwirft
Ta Nea schreibt über Künstliche Intelligenz:
„Seit dem 30. November 2022, als OpenAI ChatGPT startete, hat eine wahre Revolution stattgefunden. ... Die Software hat sich zu einem Allzweck-Super-Tool entwickelt und zwingt große Technologieunternehmen, ihre Abläufe mit KI als Kernstück neu zu gestalten. ... Die KI hat bereits jetzt die Spielregeln verändert, zumindest in den Bereichen Bildung, künstlerisches Schaffen (daher der große Streik in Hollywood), Nachrichten, politische Kommunikation und im Wettbewerb zwischen Unternehmen und Staaten. Sie wirft entscheidende Fragen auf: über die Bedeutung von Fortschritt, den Wahrheitsgehalt von Informationen, zum Verhältnis zwischen Mensch und Maschine und zur Überwindung, wenn nicht gar Ersetzung der ersteren durch die letztere.“
Der Produktivitätsschock, den Europa gebraucht hat
In Trends-Tendances sieht der Ökonom Philippe Ledent KI als wirtschaftliche Chance:
„Die mit der KI zusammenhängenden Innovationen haben ein enormes Potenzial. Zwar muss man das Konzept etwas entmystifizieren, aber eine Sache ist klar: Die KI ist reif dafür, um den Unternehmen zu helfen, auch wenn es nur darum geht, repetitive Aufgaben zu übernehmen. Mit anderen Worten: Da es unseren Volkswirtschaften an Produktivitätssteigerungen mangelt, könnte die KI genau der technologische Schock sein, den sie benötigen. Das ist entscheidend und könnte sich schnell in den Zahlen zur Wirtschaftstätigkeit zeigen.“
Empathie verschwindet zugunsten des Algorithmus
In Libération betrachtet der Hochschuldozent Marius Bertolucci das Vorhaben des französischen Bildungsministers, eine KI-Plattform für die Klassenstufe 10 einzuführen, skeptisch:
„Stellen wir uns das vom Minister und [dem Softwareentwickler] EvidenceB gewünschte Klassenzimmer vor: Die Lehrkraft, die auf die Rolle einer Aufsichtsperson reduziert wird, verwaltet ein Dashboard der KI-Lehrerinnen. Diese grundlegende Veränderung der Klassendynamik birgt die Gefahr, dass eine gewisse Distanz entsteht. ... Die Empathie verschwindet zugunsten des Algorithmus. Der Lehrer wird zum Manager seiner angeblich leistungsfähigeren KI-Lehrerkollegen. … Für Schüler entsteht eine neue Trennlinie zwischen ihnen und der Welt, sei es die soziale (ihre Mitschüler) oder die physische (Papier und Hefte).“