Italien: Mitte-Links gewinnt Wahl in Sardinien
Die Kandidatin des populistischen Movimiento 5 Stelle (M5S), Alessandra Todde, hat die Regionalwahl in Sardinien mit 45,3 Prozent der Stimmen knapp gewonnen. Paolo Truzzu, Kandidat der rechtsnationalen Fratelli d'Italia, kam auf 45 Prozent. Todde wurde vom sozialdemokratischen Partito Democratico unterstützt. Die Wahl galt als Stimmungstest für Giorgia Meloni und war die erste von fünf Regionalwahlen in diesem Frühjahr.
Melonis schmerzhafte Rückkehr zur Realität
Das Ergebnis zwingt die Regierungskoalition zum Nachdenken, erklärt Corriere della Sera:
„Das Signal ist unübersehbar: Zum ersten Mal seit ihrem Sieg im September 2022 muss die Rechte eine Niederlage einstecken, und zwar gegen ein Bündnis aus PD-M5S und AVS [Linkspartei], angeführt von einer Kandidatin der M5S. Und, zumindest politisch, verliert Giorgia Meloni mehr als ihre Verbündeten. Denn sie hat ihren Kandidaten durchgesetzt, indem sie den bisherigen Gouverneur von Sardinien liquidierte [Solinas war Kandidat von Melonis Rivalen Salvini und durfte nicht antreten]; und sie hat die gesamte Regierung mit einer massiven Präsenz im Wahlkampf mobilisiert. Die Rückkehr zur Realität ist schmerzhaft. Meloni und die Mehrheit müssen sich einer Erschütterung stellen, die zahlenmäßig wenig bedeuten mag, politisch jedoch verspricht, sie und die gesamte Koalition zu einem radikalen Umdenken zu zwingen.“
Alte Wunden heilen
Gemeinsamkeit macht stark - das sollte PD und M5S eine Lehre sein, mahnt La Stampa:
„Es ist nun möglich, um nicht zu sagen wünschenswert, dass auf beiden Seiten dessen, was das breite Lager werden sollte, ein Nachdenken heranreift. Über den eigentlichen Punkt, der zu einer weniger episodenhaften Annäherung zwischen den beiden Seiten führen könnte, und der geklärt werden muss. [Der M5S-Vorsitzende Giuseppe] Conte betrachtet die Wunde, die mit dem Sturz der gelbroten Regierung 2021 aufgerissen wurde, als immer noch nicht geheilt. ... Wenn die PD wieder sagen würde, dass Conte einen 'sehr wichtigen Bezugspunkt für die italienischen Progressiven und Demokraten' darstellt, könnte sich vieles ändern.“