Frankreich will "Autoritätsruck" gegen Jugendgewalt
Nach mehreren brutalen Gewalttaten hat Frankreichs Premier Gabriel Attal einen neuen Aktionsplan gegen Jugendkriminalität angekündigt. Attal fordert einen "Autoritätsruck". Es solle sowohl mehr Strenge und schnellere Bestrafung als auch mehr Prävention und Erziehungshilfe geben. Beispielsweise sollen Eltern, die ihre Kinder "vernachlässigen", sanktioniert werden. Sinnvoll oder Pseudoaktivität?
Eltern unterstützen statt an den Pranger stellen
Eltern dürfen nicht zum Sündenbock gemacht werden, kritisiert La Croix:
„Wie kann man hoffen, dass der Schlagstock, die Androhung eines Gerichtsverfahrens und die Ächtung der Eltern eine so beträchtliche gesellschaftliche Entwicklung auf magische Weise regeln werden? ... Wir müssen uns darauf einlassen, in der Schule, aber auch anderswo, neue Formen der Autorität zu suchen und aufzubauen, die gemeinsam erarbeitet und ausgehandelt werden. … Das ist eine kollektive Aufgabe, die es ermöglichen soll, Jugendliche in eine geordnete Gemeinschaft zu integrieren. ... Es ist nichts gewonnen, wenn man die Eltern in eine Situation der Schwäche oder des Fehlverhaltens bringt. Sie sind Teil der erziehenden Gemeinschaft, sie brauchen viel eher Unterstützung, Ermutigung, Ratschläge und Hilfe als Sanktionen.“
Schule kann nicht alles richten
In Le Figaro sieht die stellvertretende Schulleiterin und Essayistin Fatiha Boudjahlat hingegen besonders die Eltern in der Verantwortung:
„Versagende Eltern, die ihre Kinder schon in der Grundschule die sozialen Netzwerke nutzen lassen und die unfähig sind oder sich weigern, gewisse Grenzen zu setzen. ... Wir bieten pädagogische Hilfe an, doch die Sozialdienste der Departements sind überlastet. … Die Eltern versagen, sind toxisch oder sogar gefährlich. ... Man ist der Ansicht, dass die Schule alles tun, alles wieder in Ordnung bringen müsse. Wenn diese im Sommer und während des Schuljahres abends bis 18 Uhr geöffnet ist, sind die Politiker und die Polizisten davon überzeugt, dass es weniger Straftaten geben wird. Was werden die Schüler tun? Unter wessen Aufsicht?“
Nicht auf Pseudolösungen setzen
El País kritisiert die Ankündigungen als wenig sinnvolle Annäherung an den Populismus:
„Gabriel Attal kündigte in einer Rede neue, schärfere strafrechtliche Maßnahmen gegen gewalttätige Jugendliche an. ... Neben dieser Notwendigkeit, 'die Autorität wiederherzustellen', erinnerte er auch an einige Ideale der Republik, wie Respekt und Bürgersinn. ... Aber bürgerliche Prinzipien machen noch keine Integration. ... Was uns zusammenhält, ist Solidarität, die Beseitigung von unsicheren Lebensverhältnissen und sozialer Ausgrenzung. ... Wir sollten nachdenken und uns nicht mit abstrakten Erklärungen oder nationalpopulistischen Pseudolösungen zufrieden geben.“