Putin zum Antrittsbesuch in Peking
Kurz nach seiner erneuten offiziellen Amtseinführung ist Russlands Präsident Putin zu seinem Kollegen Xi nach China gereist. Bedeutsame Abkommen wurden dabei nicht geschlossen, aber die gegenseitige Verbundenheit demonstriert. Ob zwischen Moskau und Peking eine ideelle Partnerschaft oder eher ein Vasallenverhältnis besteht, darüber gehen die Meinungen der Kommentatoren auseinander.
Abhängig und ausgenutzt
Laut Nowaja Gaseta, nicht zu verwechseln mit Nowaja Gaseta Ewropa, hat sich Russland China geradezu unterworfen:
„Wir reden so viel über Souveränität und Unabhängigkeit in allen Bereichen. Und begeben uns zugleich freiwillig und freudig in totale Abhängigkeit von einem Land, wie wir sie vom Westen oder sonst jemandem nie gehabt haben. ... China hat nur einen Freund und Verbündeten - China selbst, das mit uns nur so fest Freundschaft schließt, wie es ihm selbst nutzt. Diese Freundschaft dient nicht dazu, uns zu unterstützen, sondern mit Amerika und Europa zu spielen und dabei mit unseren Händen Vorteile für sich herauszuholen ... Wir müssen uns bewusst sein, dass es nicht mehr Putins Sache sein wird, von dieser China-Abhängigkeit loszukommen. Hier geht es nicht um Jahre, sondern um Jahrzehnte.“
Allianz der Demokratieverächter
Neatkarīgā ist besorgt, dass die Konsolidierung einer Achse autoritärer Staaten voranschreitet:
„Vorbei sind die Zeiten, in denen der Westen mit Bewunderung und Ehrfurcht betrachtet wurde. ... Im Abschlusskommunique des Putin-Besuchs findet sich kein einziges Wort über Demokratie, Menschenrechte und andere Werte der modernen Welt. Betont wird jedoch das gemeinsame Verständnis Russlands und Chinas hinsichtlich ihrer gewünschten Zukunftsvision der Weltentwicklung. Diese Zukunft beinhaltet keines der Ideale der Französischen Revolution: Freiheit, Gleichheit, Brüderlichkeit. ... Der Westen tut vorerst hartnäckig so, als würde er diesen hingeworfenen Fehdehandschuh nicht sehen.“