Türkei: Straßenhunde einschläfern?
Die türkische Regierung hat einen Gesetzesentwurf ins Gespräch gebracht, wonach streunende Hunde eingeschläfert werden sollen, wenn sie nicht innerhalb von 30 Tagen einen Besitzer finden. In der Türkei gibt es Schätzungen zufolge vier bis zehn Millionen Straßenhunde. Seit Tagen gehen Tierschutzorganisationen gegen das Vorhaben auf die Straße. Die Landespresse wägt ab.
In der Zwickmühle
In Habertürk zeigt sich Journalistin Nagehan Alçı hin- und hergerissen:
„Das Problem ist sehr vielschichtig. Ich kann weder wie Tierschützer denen böse sein, die sich über Hunde beschweren, noch kann ich denjenigen Recht geben, die das Einschläfern von Hunden befürworten. ... Versetzen Sie sich in die Lage derjenigen, die ihre Kinder und Verwandten durch Angriffe streunender Hunde verloren haben, und in die Lage der unglücklichen Hunde, die vor Ihren Augen getötet werden. ... Lassen wir uns durch das Wort 'einschläfern' nicht in die Irre führen, wären wir mit der Tötung von besitzerlosen Hunden einverstanden? Ich kann das mit meinem Gewissen nicht vereinbaren. Aber so kann es auch nicht weitergehen.“
Wer Hunde aussetzt, trägt Mitschuld
Das Problem hat sich in der Pandemie zugespitzt, erläutert Sabah:
„Hunde, die von Menschen angeschafft wurden, um die Einsamkeit zu teilen, wurden [danach] zu einem Ärgernis. Die teuer gekauften Rassehunde wurden ausgesetzt. ... Gefährliche Arten, die nicht allein leben konnten, und Hunde, die bisher niemandem etwas zuleide getan hatten, bildeten nun zusammen Rudel. Sie kamen massenhaft in die Städte, um Nahrung zu finden. Diesmal waren sie aggressiv. ... Als diejenigen, die das Elend der Hunde auf den Straßen sahen, sie systematisch zu füttern begannen, stieg die Zahl der Hunde mit erhöhtem Fortpflanzungstrieb noch mehr an.“