Tschechiens älteste Zeitung wird nicht mehr gedruckt
Die 1893 gegründete konservative Zeitung Lidové noviny wird nur noch bis Ende August in gedruckter Form erscheinen. Der Herausgeber Mafra macht für die Entscheidung Kostengründe geltend. Online soll das von den Lesern besonders geschätzte Meinungsressort ausgebaut werden. Doch aus Sicht anderer Medien ist das kein Ersatz für die intellektuelle Ikone der tschechischen Presselandschaft, die im Kommunismus verboten war.
Ein unwiederbringlicher Verlust
Von einem Schlag der Herausgeber gegen die Kulturlandschaft des Landes spricht Echo24:
„Die Tatsache, dass die Lidové noviny nicht mehr auf Papier erscheinen wird, ist zweifellos ein Beweis für das unterentwickelte Gefühl einiger superreicher Herren für die tschechische Geschichte. ... Die tschechische Gesellschaft kann eigentlich nicht ohne eine Zeitung mit solch intellektuellem Ehrgeiz und einer einzigartigen Geschichte auskommen. Doch sie wird es müssen. Die wirtschaftlichen Bedingungen in der Verlagsbranche sind so, dass in Tschechien keine weitere Zeitung mit diesem Potenzial mehr entstehen wird.“
Geld schlägt Anspruch
Für Hospodářské noviny ist die geplante Neuausrichtung im Internet unzureichend:
„Niemand bot so viel, wie der Eigentümer von Mafra für Lidové noviny haben wollte. ... Seit fünf Jahren schreibt der Verlag rote Zahlen. Es gab zwar Interessenten, aber Mafra zog es vor, die Zeitung zu schließen. Die Samstagsbeilage soll in das Schwesterblatt Mladá fronta Dnes verschoben werden. Die LN soll in reduzierter Form auf der Webseite weiterexistieren und den Fokus auf Kommentare legen. Kein Wort über Nachrichten oder Kultur, die traditionell für die Zielgruppe dieser Zeitungen von Interesse ist, oder über die Beilagen mit den Schwerpunkten Bildung, Wissenschaft oder Medizin. Die Lidové noviny als solche wird es nicht mehr geben.“