Gaza: Wofür steht der neue Hamas-Chef Sinwar?
Die radikal-islamische Hamas hat Jahia Sinwar zum Nachfolger ihres getöteten politischen Führers Ismail Hanija ernannt. Der 61-Jährige lebt im Untergrund und gilt als Drahtzieher des Massakers vom 7. Oktober, bei dem im Süden Israels rund 1.200 Menschen ums Leben kamen. Kommentatoren debattieren, was die Ernennung für Folgen haben könnte.
Lähmung diplomatischer Kräfte
Ein möglicher Frieden rückt nun in weite Ferne, meint Der Standard:
„Für Israel ändert sich, was den Krieg im Gazastreifen betrifft, wenig. ... Dass der Kampf gegen die Hamas, egal was er für die Zivilbevölkerung bedeutet, nicht eingestellt werden kann, ist mit Sinwar an der Hamas-Spitze nur noch leichter zu argumentieren. Für alle diplomatischen Kräfte - darunter nicht nur Araber -, die an einer Nachkriegsordnung für den Gazastreifen arbeiten, ist die Wahl Sinwars lähmend. Den Architekten des 7. Oktober als politischen Gesprächspartner zu akzeptieren ist auch für scharfe Kritiker Israels im Grunde unmöglich.“
Hamas setzt weiter auf Terror
Für die Neue Zürcher Zeitung ist Sinwar ein Kriegstreiber:
„Mit der Ernennung von Yahya Sinwar zu ihrem Chef schickt die Hamas ein klares Signal an Israel: Der bewaffnete Kampf wird fortgesetzt um jeden Preis, einen Kompromiss wird es nicht geben. Kein Hamas-Führer steht so sehr für die Strategie des blinden Terrors wie Sinwar. Der Chef der Hamas im Gazastreifen gilt als Architekt des Massakers vom 7. Oktober, mit dem die Terrorgruppe das Gebiet in einen verheerenden Krieg gestürzt hat.“
Es geht um das Existenzrecht Israels
Unter dem neuen Hamas-Chef Sinwar werden Israels Herausforderungen noch größer, meint Jyllands-Posten:
„Jahia Sinwar ist 61 Jahre alt und viermal [in Israel] zu lebenslanger Haft verurteilt, darunter für die Ermordung von Palästinensern, die mit Israel kollaborierten. Er ist der Urheber der Worte, dass die Hamas nicht darüber diskutieren solle, ob Israel anerkannt werde: 'In der Diskussion geht es darum, wann wir Israel auslöschen werden.' Zusammen mit der Enthüllung der neun UNRWA-Mitarbeiter [die am Überfall vom 7. Oktober beteiligt gewesen sein könnten] zeigt dies, womit Israel es zu tun hat - mit Menschen in einem System, die weder zu Verhandlungen noch zu Kompromissen bereit sind, sondern nur ein Ziel haben: den Staat Israel auszulöschen. Der Kampf dreht sich um das Existenzrecht Israels.“