Wie weiter nach dem britischen Kohleausstieg?
Mit Kohle betriebene Dampfmaschinen befeuerten ab dem ausgehenden 18. Jahrhundert die Industrielle Revolution. Nun hat deren Ursprungsland Großbritannien am Montag das letzte Kohlekraftwerk vom Netz genommen und vollzieht damit als erstes großes Industrieland den Ausstieg aus dem klimaschädlichen Energieträger. Welche Schritte jetzt folgen sollten, beurteilen Kommentatoren unterschiedlich.
Nicht auf Gas und Kernkraft verzichten
Auf einen möglichst breiten Energiemix pocht The Times:
„Die Stromerzeugung aus Wind- und Sonnenenergie hat sich seit 2012 vervierfacht. ... Dass sich Großbritannien von seiner Abhängigkeit zu fossilen Brennstoffen befreit, ist eine gute Sache. Aber das doktrinäre Bestreben der neuen Regierung, bis 2030 sogar Gas aus dem Netz zu nehmen, birgt enorme Risiken. Das Netz ist in Bezug auf Verteilung und Speicherung noch lange nicht bereit für diese Revolution. ... Vielfalt ist der Schlüssel zur Energiesicherheit, doch haben die aufeinander folgenden Regierungen die Kernenergie sträflich vernachlässigt. ... Die Nutzung von Gas auch über 2030 hinaus ist eine vernünftige Vorsichtsmaßnahme, um Stromausfällen vorzubeugen.“
Mut zur sauberen Wende
Die Frankfurter Rundschau sieht in der Kernkraft keine Alternative:
„Schon das im Bau befindliche Projekt Hinkley Point wird Strom zu einem Preis liefern, der weit über dem der Ökoenergien liegt. Wenn es gut gemacht wird, kann das deutsche Modell, das Atom- und Kohleausstieg kombiniert, günstiger sein. Am wichtigsten aber ist, dass auch die Schwellen- und Entwicklungsländer möglichst schnell zum Kohleausstieg umschwenken. Allen voran China, das derzeit immer noch neue Meiler baut. Wird dort nicht umgedacht, nützt die Freude über das Ende der Ära in Großbritannien wenig.“