Steht Google vor der Zerschlagung?

Nachdem die US-amerikanische Justiz bereits im August festgestellt hatte, dass es sich beim Google-Konzern um einen Monopolisten handele, der mit seinem Handeln aktiv gegen das Wettbewerbsrecht verstoße, hat nun das Justizministerium mit Konsequenzen gedroht. Notfalls müsse der Konzern in verschiedene Bereiche aufgeteilt werden, hieß es aus Washington. Europas Presse verfolgt die Entwicklung mit Spannung.

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La Stampa (IT) /

Wettbewerb wieder fairer machen

La Stampa lobt:

„Das am Dienstag vorgelegte Dokument bietet eine Reihe von Optionen, darunter auch eine Aufteilung der verschiedenen Geschäftsbereiche. Das Justizministerium spricht von 'verhaltensbezogenen und strukturellen Abhilfemaßnahmen', die Google daran hindern sollen, Produkte wie Chrome-Browser, Play-App-Store und Android-Betriebssystem zu nutzen, um seiner Suchmaschine einen Wettbewerbsvorteil zu verschaffen. Richter [Amit] Mehta hatte schon im August erklärt, dass Google Dutzende von Milliarden ausgegeben hat, um seine Vormachtstellung bei der Suche zu sichern. Dies geschah, indem es den Kunden und Nutzern seiner Dienste einen Exklusivvertrag aufzwang.“

Financial Times (GB) /

Keine simplen Lösungen für komplexe Probleme

Financial Times hat Bedenken:

„Google zu zwingen, Chrome oder Android abzustoßen, die dabei helfen, seine Suchfunktion zu bewerben, könnte ineffektiv und zu rückwärtsgewandt sein. Eine Zerschlagung wird wenig bewirken, wenn Google weiterhin Vereinbarungen treffen kann, um die Standardsuchmaschine zu sein. Selbst wenn die Nutzer die Wahl haben, entscheiden sie sich immer noch eher für die Suchfunktion von Google als für Bing von Microsoft. Eine fehlgeleitete Konzentration auf die Größe ist auch nicht die beste Botschaft an andere schnell wachsende Technologieunternehmen. ... Gerede über die Zerschlagung von Google ist eine zu vereinfachte Antwort auf ein komplexes Problem.“

Frankfurter Rundschau (DE) /

Verspätete Schadensbegrenzung

Dass es so weit kommen musste, hat sich die Politik selbst zuzuschreiben, gibt die Frankfurter Rundschau zu bedenken:

„Sie hat jahrelang weggeschaut, als Google immer größer wurde. Als dann die Wucht der neuen Monopole unübersehbar wurde, war es zu spät. Jetzt bemühen sich die Wettbewerbshüter um Schadensbegrenzung. Vieles sieht aber danach aus, als gehe es darum, allen vorzuspielen, dass man dem bösen Monopolisten auf die Finger hauen will. Doch selbst eine Geldstrafe von 2,4 Milliarden Euro – wie jüngst gegen Google – tut einem Konzern dieser Dimension kaum weh. Und die angedrohte Zerschlagung hat Hürden, ist unwahrscheinlich. Zuletzt ist so etwas einer US-Regierung vor 40 Jahren beim Giganten AT&T gelungen.“