Israels Angriffe auf Iran: Rechnung beglichen?
In der Nacht auf Samstag hat Israel den angekündigten Vergeltungsschlag für Irans Raketenangriffe von Anfang Oktober durchgeführt. Welche Ziele getroffen wurden, ist bisher unklar. Der Iran reagierte ambivalent: Teheran pochte auf sein "Recht" auf eine Reaktion, Ayatollah Chamenei wollte die Angriffe "weder überbewerten noch verharmlosen". Europas Presse atmet eher auf.
Ziel erreicht
Israels Vergeltungsschlag war ein Erfolg auf der ganzen Linie, schreibt Polityka:
„Israel hat bekommen, was es wollte, auch wenn es sein Hauptziel, die Zerstörung des iranischen Nuklearpotentials, nicht erreicht hat. Der Erfolg besteht erstens darin, dass die Mission ohne Verluste durchgeführt wurde. Die 100 beteiligten Flugzeuge erreichten sicher ihr Ziel und kehrten nach Hause zurück. ... Sie haben also die Route für künftige Operationen getestet. Zweitens hat Israel eine Reihe strategischer Einrichtungen getroffen, darunter Fabriken zur Herstellung von Raketen und Drohnen sowie Raketenabschussbasen. Für Iran könnte sich dieser Schlag als schmerzhaft erweisen (ebenso für Russland, das mit iranischen Drohnen ukrainische Städte massakriert). Drittens: Israel hat die Schwäche der iranischen Luftabwehr aufgedeckt.“
Niemand will eine Eskalation
Naftemporiki erwartet vorerst keine weiteren Aktionen der beiden Kontrahenten:
„Alles deutet darauf hin, dass weder Israel noch der Iran eine breitere Front eröffnen wollen: Die Israelis haben die Iraner im Voraus informiert und die Militärbasen des Landes getroffen, nicht aber seine Energie- und Atomanlagen, während die Iraner das Ausmaß und die Folgen des 'Angriffs' heruntergespielt haben. Alle scheinen zufrieden zu sein: Wenn es nicht zu einem neuen 'Unfall' kommt, dürfte die Episode hier enden. Niemand scheint eine Eskalation des Krieges zu wollen.“
Alles hängt von Washington ab
Solange die USA sich nicht auf einen Krieg in der Region einlassen, wird die Situation nicht eskalieren, gibt Sabah Entwarnung:
„Der kontrollierte und begrenzte Vergeltungsschlag Israels gegen den Iran sollte als der konkreteste Hinweis darauf gewertet werden, dass die USA nicht zu einem regionalen Krieg bereit sind. Dies wird durch die Tatsache belegt, dass Israels vorsichtiger, dreieinhalbstündiger Angriff nur auf Produktionszentren für Raketen und unbemannte Fahrzeuge abzielte und nicht auf Nuklear- und Öleinrichtungen. ... Es ergibt sich das Bild, dass sich weder der Iran noch Israel in diesem Vergeltungsduell durchgesetzt haben. Das Tempo und der Verlauf der Konflikte werden von den USA bestimmt.“
Das Gleichgewicht hat sich verschoben
Die langjährige Strategie der Abschreckung gegen Israel funktioniert für den Iran nicht mehr, beobachtet die Stuttgarter Zeitung:
„Die Hamas in Gaza und die Hisbollah waren bisher zentral in der iranischen Strategie. Die beiden Milizen sollten Israel in Schach halten und von einem direkten Angriff auf den Iran abhalten. Mit diesen beiden Vorposten konnte der Iran seinen Kampf gegen Israel führen, ohne das eigene Territorium zu gefährden. Damit ist es vorbei. Hamas und Hisbollah seien 'keine wirksamen Werkzeuge' des Iran mehr, sagt Israels Verteidigungsminister Gallant. Die beiden Terrormilizen sind geschwächt, damit hat sich das Gleichgewicht der Kräfte im Dauerstreit mit dem Iran verändert.“