US-Waffen gegen Rohstoffe: Möglicher Deal für Kyjiw?
Im Gegenzug für weitere militärische und finanzielle Unterstützung hat US-Präsident Donald Trump von der Ukraine wertvolle Rohstoffe gefordert. Ein ähnlicher Vorschlag war bereits Teil des von Wolodymyr Selenskyj im September präsentierten sogenannten Siegesplans. Nun erklärte der ukrainische Präsident, dass der Deal aber nur dann funktioniere, wenn seinem Land auch echte Sicherheitsgarantien zugestanden würden.
Von allen Seiten unterjocht
So geht man nicht mit einem Verbündeten um, kritisiert Censor.net die USA:
„Das ist keine Unterstützung, sondern eine neue Kolonialisierung. Die Amerikaner sehen die Ukraine nicht als einen Verbündeten, sondern als ein Gebiet, aus dem man den größtmöglichen Nutzen ziehen kann. Sie wollen uns abhängig, erschöpft und kontrolliert machen. Die Ironie dabei ist, dass wir einst Atomwaffen besaßen. Die Ukraine war die drittgrößte Atommacht der Welt, unterzeichnete aber das Budapester Memorandum, in dem sie ihr Arsenal im Gegenzug für 'Sicherheitsgarantien' der USA, Großbritanniens und Russlands aufgab. Und wo sind diese Garantien? Russland ist gekommen, um zu morden, Amerika macht Geld, und die Ukraine kämpft ums Überleben. Wir dürfen nicht länger naiv sein.“
Ohne Garantien wertlos
Auch Ukrajinska Prawda zieht den Vergleich mit 1994:
„Es ist offensichtlich, dass es für Putin wichtig ist, den heroischen Wunsch der Ukraine nach Unabhängigkeit in ein weiteres Budapester Memorandum umzuwandeln. Mit dem Unterschied, dass der Ukraine diesmal vorgeschlagen wird, statt ihrer Atomwaffen nun ihre Seltenen Erden abzugeben. Aber ist es jenseits des Ozeans klar, dass Russland dieses Mal (sollte es keine wirklichen Garantien geben, außer denen auf dem Papier) nicht nur die Ukraine für sich beanspruchen wird?“
Eine Win-Win-Situation
Vorteile für beide Seiten sieht Politologe Serhij Taran in Obosrewatel:
„Die USA könnten die Abhängigkeit von chinesischen Importen verringern, die Produktion von Verteidigungs- und High-Tech-Gütern sicherstellen und die geopolitische Position der USA und ihrer Verbündeten im Wettbewerb mit China stärken. Die Ukraine bekäme: US-Stützpunkte, US-Investoren und Haushaltseinnahmen, Arbeitsplätze für Veteranen, die das ausländische Kapital bereitwillig verteidigen würden - und natürlich amerikanische Truppen. Das wären echte Sicherheitsgarantien. ... Die Russen würden es nie wagen, Gebiete anzugreifen, wo US-Unternehmen unter dem Schutz der US-Armee agieren.“
Vom nackten US-Pragmatismus profitieren
The Daily Telegraph spekuliert:
„Wenn es der Ukraine gelingt, Land in der russischen Region Kursk besetzt zu halten, könnte dies als wichtiges Druckmittel für die Wiederaufnahme des Abbaus von Mineralvorkommen in von Russland nicht vollständig kontrollierten Gebieten der Südukraine dienen. Sobald ein Friedensabkommen erreicht ist, hofft die Ukraine, dass diese Ressourcen den geostrategischen Wert des Landes für die USA stärken und sicherstellen, dass Washington glaubwürdige Garantien gegen zukünftige russische Aggressionen bietet. Da Russland sich weigert, ernsthaft über Friedensverhandlungen nachzudenken, könnte die Ukraine der unerwartete Nutznießer von Trumps nacktem Pragmatismus sein.“
Kleiner Sieg für Selenskyj
Meduza schreibt:
„Die Konstruktion 'Hilfe im Tausch gegen Ressourcen' sieht doch, ungeachtet aller mit dem Krieg verbundenen Kosten und Risiken, attraktiv für alle Seiten des potenziellen Deals aus. ... Und auch für Selenskyj ist Trumps Vorschlag ein kleiner Sieg. Erstens, obwohl als 'Deal' dargestellt, hat er vom neuen US-Präsidenten das klare Einverständnis für die Fortsetzung der militärischen und finanziellen Hilfe bekommen. Zweitens hat sich Trump im Wesentlichen mit einem der Punkte von Selenskyjs 'Siegesplan' einverstanden erklärt.“