Warum stimmten die Schweizer gegen Umweltauflagen?

In der Schweiz wurden massive Umweltauflagen für die Wirtschaft in einer Volksbefragung klar abgelehnt. Rund 70 Prozent der Stimmberechtigten votierten gegen die Initiative, laut der die wirtschaftlichen Tätigkeiten der Schweiz innerhalb von zehn Jahren nur so viele Ressourcen verbrauchen und Schadstoffe freisetzen dürfen sollten, wie die Natur verkraften kann.

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Süddeutsche Zeitung (DE) /

Klimarettung geht nicht nebenbei

Für die Süddeutsche Zeitung zeigt sich in dem Ergebnis wieder einmal die Lücke zwischen der Wahrnehmung eines Problems und dem notwendigen Handeln:

„Diese Lücke ... ist auch ein Versäumnis der Politik, die den Wählern verspricht, es werde alles so weitergehen wie bisher und das Klima irgendwie nebenbei gerettet. Die nötigen Schritte und die mit ihnen einhergehenden Umstellungen für Gesellschaft und Wirtschaft werden so verschleppt. ... Gerade die wohlhabende Schweiz hätte hier beispielhaft vorangehen können. Die Ablehnung der Umweltinitiative ist nun nicht nur eine Absage an die längst nötigen Maßnahmen – sie könnte in ihrer Deutlichkeit auch dem Umweltschutz insgesamt schaden.“

Corriere del Ticino (CH) /

Antwort auf extremen Naturschutz

Corriere del Ticino wundert sich nicht über das Ergebnis:

„In einem Umfeld, das (zu Recht) auf die wirtschaftliche Entwicklung ausgerichtet ist, die eine Voraussetzung für Wohlstand, sozialen Frieden und verbesserte Lebensqualität ist, können Ziele, die in die entgegengesetzte Richtung gehen und nur durch ein von oben gesteuertes Schrumpfen erreicht werden können, nicht Fuß fassen. Der Preis, der dafür zu zahlen wäre, wäre zu hoch und die Folgen wären möglicherweise verheerend. Das Nein ist auch eine Antwort auf den extremen Umweltschutz (und auf Schuldzuweisungen) von denjenigen, die zwar die Ernsthaftigkeit des Klimaproblems nicht leugnen, sich aber mehr darüber sorgen, wie sie am Ende des Monats über die Runden kommen sollen, als über das Ende der Welt.“