Tödliche Anschläge in Kopenhagen
Nach den Attentaten in Kopenhagen hat die Polizei am Montag zwei mutmaßliche Helfer des Täters festgenommen. Der 22-Jährige hatte am Samstag bei einer Veranstaltung über Islam und Meinungsfreiheit einen Gast und anschließend vor einer Synagoge einen Wachmann erschossen. Europa kann seine Werte nur noch unter Polizeischutz ausleben, fürchten einige Kommentatoren. Andere fordern den Verzicht auf verletzende Islamkritik.
Weiter diskutieren - notfalls mit Polizeischutz
Nach den Anschlägen von Brüssel, Paris und Kopenhagen wird sich Europa daran gewöhnen müssen, dass hier radikalisierte Islamisten leben, die zur Waffe greifen, meint die linke Tageszeitung taz: "Das rührt an Grundbegriffe von freier Meinungsäußerung und vom friedlichen Zusammenleben von Kulturen und Religionen. Der Täter von Kopenhagen hat sein Ziel erreicht. Seine Tat muss uns alle schmerzen. Es ist leicht gesagt, dass sich Europa von diesem Terrorismus nicht einschüchtern lassen darf. Aber es ist so. Nicht, wenn die Polizei künftig jede jüdische Zusammenkunft und jede Debatte zur Meinungsfreiheit wegen einiger Vollidioten beschützen muss, haben die Terroristen gewonnen, sondern dann, wenn die Juden Europa verlassen und die Diskussionsveranstaltungen gar nicht mehr stattfinden. An Polizeischutz können wir uns gewöhnen. Aber von terroristischen Attentaten dürfen wir uns nicht unser Leben diktieren lassen."
Westen sollte sich bei Religionskritik mäßigen
Der Terroranschlag von Kopenhagen wird den Hass zwischen den Religionen weiter schüren, befürchtet die liberale Tageszeitung Sme und fordert mehr Feinfühligkeit vom Westen im Umgang mit dem Islam: "Es stellt sich die Frage, ob wir selbst ausreichend tolerant gegenüber anderen Religionen und deren grundsätzlichen Werten sind. Einer der wesentlichen Unterschiede zwischen dem Westen und dem Islam ist das Ausmaß des Einflusses der Religion auf unser tägliches Leben, das Ausmaß, wie Religion unsere Freiheit eingrenzt. Nach dem Koran bestimmt allein Allah, welche Sprache zulässig ist. Im Westen gehört die Meinungsfreiheit zu den grundlegenden Menschenrechten. Theoretisch stehen diese beiden Prinzipien im krassen Gegensatz. Aber in der Praxis haben wir gelernt, eine Form des Zusammenlebens zu finden. Probleme tauchen immer dann auf, wenn Extremisten auf beiden Seiten die Oberhand gewinnen. ... Angesichts der Bedrohungen des Planeten brauchen wir die Zusammenarbeit. Wir sollten uns deshalb hüten, unsere Werte verbreiten zu wollen, in dem wir die Werte anderer beschmutzen."
Dänemark geht mit Terrorgefahr vorbildlich um
Dänemark, das nun von möglicherweise islamistisch motivierten Anschlägen erschüttert wurde, ist eigentlich vorbildlich, was den Umgang mit Radikalen angeht, meint die linksgerichtete Tageszeitung De Morgen: "Dänemark ist das einzige Land der Welt, das Kampagnen startet, um seine Dschihadisten zur Heimkehr zu bewegen. Ziel ist, sie zu reintegrieren und aus dem Gefängnis zu halten. Das klingt soft und naiv, aber wenn man bedenkt, dass Gefängnisse Brutstätten der Radikalisierung sein können, dann ist das vielleicht nicht so eine schlechte Idee. Wie dem auch sei, ist es bei Anti-Terrormaßnahmen klug, von einer realen Gefahr auszugehen und sich nicht von Impulsen oder Umfragewerten leiten zu lassen. ... Wenn Experten sagen, dass manche heimkehrende Syrien-Kämpfer eher wie Kindersoldaten als wie schwere Kriminelle zu behandeln sind, dann hat es wenig Sinn, wenn wir alle nach Repression schreien."
Europa hat sich Terroristen ins Haus geholt
Die Einwanderung muslimischer Migranten ist nach Ansicht der rechtsliberalen Tageszeitung Jyllands-Posten Ursache für Anschläge wie in Kopenhagen und Paris: "Viele der jetzt aktiven Politiker haben die Masseneinwanderung aus dem Nahen und Mittleren Osten zu verantworten. ... Entschuldigend heißt es oft, dass die islamistischen Dunkelmänner in Europa geboren wurden und Europäer sind. Aber genau das ist des Pudels Kern: Trotz der europäischen Staatsbürgerschaft und selbst wenn sie hier geboren wurden und aufwuchsen, sind sie kulturell und wertepolitisch nie in Europa angekommen. Eine grimmige Folge der Einwanderung sind unbestreitbar diese Angriffe auf eine Gesellschaft, die Islamisten Schutz gewährt hat. Die Entwicklung ist unumkehrbar. Die Verantwortung ist schwer und ruht auf dieser Politikergeneration."