IWF bricht Gespräche mit Athen ab
Die Unterhändler des IWF haben am Donnerstag die Verhandlungen mit Athen in Brüssel abgebrochen. Ein Sprecher klagte über große Differenzen, wann die Gespräche fortgesetzt werden, ist unklar. Am Ende werden die Gläubiger Griechenland nicht fallen lassen, glauben Kommentatoren und halten eine Einigung noch immer für möglich.
Amerikaner werden Athen nicht fallen lassen
Trotz aller Differenzen zwischen Athen und seinen Gläubigern wird man am Ende eine Lösung finden, ist doch die Angst vor den Folgen eines Grexit zu groß, prophezeit die liberale Tageszeitung Corriere del Ticino: "Die erste Sorge betrifft die Solidität der Gemeinschaftswährung. Der Austritt Griechenlands würde beweisen, dass diese europäische Konstruktion nicht für die Ewigkeit ist. Die noch größere Angst (vor allem seitens der Amerikaner) betrifft die Finanzmärkte. Der Absturz Athens könnte eine verhängnisvolle Kettenreaktion auslösen, die genau die Finanzinstrumente betrifft, die seinerzeit 'toxische Papiere' genannt wurden und die heute noch verbreiteter sind als zu Zeiten der Subprime-Krise. Die wahre Angst, vor allem in Washington, betrifft die durch den ständigen Zufluss frischer Gelder von den Zentralbanken gedopten Finanzmärkte und die enorme Vielzahl an Instrumenten, die sich die Finanzwelt ausgedacht hat. Niemand wird eine Pleite Griechenlands riskieren. Eine temporäre Lösung wird gefunden werden, um ein paar Monate Zeit zu gewinnen."
Abkommen mit Griechenland noch möglich
Trotz der zerrütteten Beziehung zwischen Athen und seinen Gläubigern ist die linksliberale Tageszeitung The Irish Times zuversichtlich, dass beide Seiten bald zu einem Konsens finden: "Viel Zeit wurde bereits in den Gesprächen zwischen Griechenland und seinen Gläubigern verschwendet. Die Taktik der von Syriza geführten Regierung hat die Gläubiger verärgert, da diese die Entschlossenheit zu den nötigen wirtschaftlichen Reformen vermissen. Doch allen Beteiligten müsste mittlerweile klar sein, dass eine Restrukturierung der griechischen Schulden früher oder später vonnöten sein wird. Diese wird allerdings erst auf das Tapet gebracht werden, wenn Griechenland einen glaubwürdigen Reformplan vorstellt. Bislang ist das nicht geschehen. Die Pläne der Gläubiger wurden abgelehnt, ohne mit detaillierten Alternativen aufzuwarten. Es muss ein Weg gefunden werden, um das Vertrauen wiederherzustellen, das für ein Abkommen nötig ist."
Tsipras macht weiter wie seine Vorgänger
Medienberichten zufolge hat der Premier Alexis Tsipras am Mittwoch eine weitere Verlängerung des Hilfsprogramms für Griechenland bis März 2016 vorgeschlagen. Damit wird alles so weitergehen wie bisher, bedauert das liberale Webportal Capital: "Tsipras hat also die Verlängerung des Sparmemorandums verlangt, das die vorige Regierung umgesetzt hat und das er so wütend bekämpfte und angeblich per Gesetz abschaffen wollte. Auf die Ausdehnung des Hilfsprogramms [um zunächst vier Monate] schon am 20. Februar und die damit verbundene Unsicherheit folgten eine enorme Kapitalflucht aus den Banken, eine stagnierende Wirtschaft, die Rückkehr zur Rezession, eine steigende Arbeitslosigkeit, gedämpfte Erwartungen für den Tourismus in diesem Jahr und die Unfähigkeit, ohne zusätzliche Maßnahmen einen Primärüberschuss zu erzielen. ... Warum sollte eine weitere Verlängerung des Hilfsprogramms für neun Monate die negative Stimmung ändern?"