UN starten neue Syrien-Initiative
Der UN-Sicherheitsrat hat sich am Montag erstmals seit zwei Jahren auf eine Erklärung zu Syrien geeinigt und einen Vorschlag des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura akzeptiert. Demnach sollen Arbeitsgruppen eine politische Lösung des Konflikts entwickeln. Damit wird endlich ein Dialog der Konfliktparteien angestoßen, loben einige Kommentatoren. Andere glauben, dass die UN mit der Initiative ihre Ohnmacht vertuscht.
UN durchbrechen ihre Sprachlosigkeit
Immerhin hat sich der UN-Sicherheitsrat zum ersten Mal seit zwei Jahren überhaupt auf eine Erklärung zur politischen Zukunft in Syrien geeinigt, lobt die linksliberale Süddeutsche Zeitung: "Zumindest ist die Sprachlosigkeit durchbrochen. ... Einen neuen Friedensplan bietet die Erklärung nicht, sie beruft auch keine Friedenskonferenz ein. Viel zu weit liegen die Positionen auseinander, um ein schnelles Ende der horrenden Gewalt in Syrien erwarten zu können. Doch wäre es unverantwortlich, angesichts der mehr als 250.000 Toten und Millionen Flüchtlinge irgendetwas unversucht zu lassen. Voraussetzung für einen Frieden ist neben einer Einigung auf einen politischen Übergang die Einbindung der in den Bürgerkrieg verwickelten regionalen Staaten sowie die Bereitschaft der bewaffneten Akteure auf beiden Seiten in Syrien, die Kämpfe zu beenden. Der UN-Plan ist ein erster Schritt, zwischen den relevanten Parteien einen Dialog herbeizuführen."
Ein Schritt in die richtige Richtung
Die liberale Tageszeitung Aamulehti äußert sich vorsichtig optimistisch zu dem Syrien-Plan des UN-Sondergesandten Staffan de Mistura: "Es ist einfacher gesagt als getan, die Gründe zu beseitigen, die die Menschen aus Syrien fliehen lassen. ... Am Montag wurde jedoch ein Schritt in die richtige Richtung unternommen, als der UN-Sicherheitsrat bekannt gab, sich auf einen neuen Friedensplan für Syrien verständigt zu haben. Noch ist es zu früh, von einem historischen Durchbruch zu sprechen, aber die erste Syrien-Resolution des Sicherheitsrats seit zwei Jahren macht dennoch Hoffnung. Entscheidend ist, dass der Plan von allen ständigen Mitgliedern des Sicherheitsrats ausgearbeitet wurde - sowohl von den westlichen Ländern als auch von Russland. Der Friedensplan sieht eine Übergangsregierung mit voller Exekutivgewalt vor. Wer wäre in dieser Übergangsregierung vertreten? Das ist eines der zu lösenden Probleme."
Sicherheitsrat vertuscht seine Ohnmacht
Die Erklärung dient dem UN-Sicherheitsrat allein dazu, seine Machtlosigkeit im Syrienkonflikt zu verdecken, kritisiert die linksliberale Tageszeitung Le Monde: "Der UN-Sicherheitsrat hat eine Erklärung zur Unterstützung der Friedensinitiative des UN-Sonderbeauftragten Staffan de Mistura abgegeben. Damit versucht er, seine Ohnmacht zu verschleiern angesichts der schrecklichen Wiederholung des mit Chemiewaffen verübten Massakers von Ghuta (1500 Tote), das fast auf den Tag genau vor zwei Jahren, fast am gleichen Ort und ebenfalls während eines Besuchs von UN-Vertretern in Damaskus stattgefunden hat. Doch was ist diese scheinbare Einigkeit wert - zumal der Westen bislang nicht die geringste konkrete Maßnahme in Betracht gezogen hat, um den Angriffen mit Fassbomben ein Ende zu setzen und Washington Assad mit dem Einsatz von Chemiewaffen die 'rote Linie' hat überschreiten lassen? Sie ist kaum mehr wert als eine Friedensinitiative von Russland und Iran, den Hauptunterstützern des Regimes von Damaskus, die am Dienstag erneut betont haben, dass nur das 'syrische Volk' über den Verbleib Baschar al-Assads an der Macht entscheiden kann."