Russlands Militärhilfe für Assad
Moskau hat am Donnerstag bestätigt, Waffen an Truppen des syrischen Machthabers Baschar al-Assad zu liefern. Zudem seien Militärexperten zum Training syrischer Soldaten vor Ort. Den russischen Interessen im Nahen Osten ist nicht zu trauen, meinen einige Kommentatoren. Andere fordern ein Bündnis des Westens mit Moskau, um die IS-Miliz zu besiegen.
Putin will Zugang zum Mittelmeer behalten
Moskau will mehr als nur den syrischen Machthaber stützen, mahnt die katholische Tageszeitung Avvenire: "Putins Absichten sind oft undurchschaubar. Doch diesmal scheinen sie eher unmissverständlich: Die syrische Küste und ihr Hinterland - der Küstenstreifen, an dem der strategische Hafen von Tartus liegt, wo Moskau seit 1971 seinen einzigen Marinestützpunkt im Mittelmeer innehat - dürfte bald zur Rückzugsfestung von Assad werden. ... Hierhin würde Assad, sollte es ihm gelingen im Sattel zu bleiben, sein Regime verlegen. Unter russischem Schutz natürlich, ist doch Moskau historischer Verbündeter von Damaskus und bereit, mit seiner Marine eine Enklave im Mittelmeer zu errichten. Es ist die gleiche Strategie, mit der Putin vor etwas mehr als einem Jahr die Krim annektierte und sich den Hafen Sewastopol einverleibte - den Hauptstützpunkt der russischen Marine am Schwarzen Meer."
Entscheidung zwischen Pest und Cholera
Russland macht aus seinen Waffenlieferungen nach Damaskus keinen Hehl mehr und erhöht somit den Entscheidungsdruck auf die USA und die EU, kommentiert die liberale Onlinezeitung Observador: "Für die USA und Verbündete bleibt der Sturz des Assad-Regimes das oberste Ziel, während sich der Kampf gegen den IS weiterhin auf eher erfolglose Luftangriffe beschränkt. Moskau hofft, diese Reihenfolge der Prioritäten umkehren zu können, indem es die militärische Unterstützung für das Assad-Regime erhöht und somit dem Westen die Entscheidung überlässt: Entweder unterstützt man das Verharren Assads an der Macht und ermöglicht eine breite Koalition gegen den IS, oder man nimmt die Verschlechterung der Lage im Nahen Osten weiter in Kauf. ... Trotz aller Divergenzen zwischen Russland einerseits und den USA sowie der EU auf der anderen Seite, scheint dies hier ein Fall zu sein, in dem man nach dem Prinzip 'Der Feind meines Feindes ist mein Freund' handeln könnte."
Mit Moskau und Assad gegen IS-Miliz
Nur eine gemeinsame Strategie mit Moskau kann zur Lösung des Syrienkonflikts führen, meint Nahost-Korrespondent Peter Steffe auf dem öffentlich-rechtlichen Onlineportal tagesschau.de: "Selbst wenn es dem Westen nicht passt, dass die Russen ihrem Verbündeten Assad militärisch unter die Arme greifen, könnte aus der brisanten Situation, auch wenn sich das derzeit nicht abzeichnet, durchaus eine Chance erwachsen. Wenn es gelänge, gemeinsam mit den Russen, ein internationales Bündnis zu schmieden, um die Mörderbanden des IS - der eigentlichen Gefahr für die ganze Region - effektiv zu bekämpfen. ... Assad ist aus meiner Sicht das kleinere Problem. Viel wichtiger ist es, diese perversen Machtspiele und Verdächtigungen, die sich derzeit zwischen dem Westen und Russland abspielen, hintenanzustellen und endlich eine Lösung für den Konflikt in Syrien zu finden. Ansonsten dreht sich die Spirale von Gewalt und Leid immer weiter."
Keine Bomben auf Syrien ohne Strategie
Nach einer Debatte im niederländischen Parlament am Donnerstag zeichnet sich eine Mehrheit für eine Ausweitung der Luftschläge auf IS-Stellungen in Syrien ab. Bisher beteiligt sich das Land an Angriffen auf die IS-Miliz im Irak. Doch diese Entscheidung wäre voreilig, warnt die linksliberale Tageszeitung De Volkskrant: "Große Fragen sind zu klären. Wen genau werden wir bombardieren? Wie sorgen wir dafür, dass auch der Bodenkrieg in Gang kommt? Dürfen dort auch westliche Soldaten sterben? Wer soll später die Macht übernehmen? Die westliche Koalition zeigt sich sehr ambivalent - ängstlich, in einen aussichtslosen Krieg hineingezogen zu werden. Nichtstun ist keine Option, aber weiter wissen wir auch nicht. Außenminister Bert Koenders sagte jüngst: 'Es ist wichtig, dass es eine viel effektivere politische Strategie für Syrien gibt.' Das stimmt. Und bis es soweit ist, sollten die Niederlande sich lieber zurückhalten. Wie groß die Versuchung auch ist, jetzt starke Schritte zu unternehmen."