Russische Rakete traf MH17
15 Monate nach dem Absturz des Malaysian Airlines-Flugs MH17 steht die Ursache fest: Die Maschine wurde mit einer Rakete vom russischen Typ Buk abgeschossen. Dies teilten die niederländischen Ermittler am Dienstag in ihrem Abschlussbericht mit. Die Schuld liegt eindeutig beim Kreml, meinen einige Kommentatoren. Andere sehen ein Versagen bei der Airline.
Die Spur führt zum Kreml
Obwohl keine Schuldigen im Bericht der MH17-Untersuchungskommission genannt werden, trägt Moskau die Verantwortung, meint die liberale Tageszeitung Dagens Nyheter: "Die Niederländer wollten zur Untersuchung des Absturzes ein internationales Gericht unter Regie der UN einberufen. Doch Moskau legte sein Veto ein, verständlich, wenn man etwas zu verbergen hat. ... Der Separatistenaufstand in der Ostukraine wurde vom Kreml gestartet, geleitet und ausgerüstet. Tausende Soldaten wurden geschickt, um Hilfe zu leisten. Die ganze Zeit über hat Putin geleugnet, etwas mit der Sache zu tun zu haben. ... Ob ukrainische Rebellen [pro-russische Separatisten] oder russisches Militär auf den Knopf gedrückt und die 298 Menschen an Bord der MH17 getötet haben, kann man nicht wissen. Die Angehörigen der getöteten Passagiere verdienen die Wahrheit, aber aus dem Kreml werden sie sie nicht zu hören bekommen. Putins System gründet sich auf Betrug, gegenüber dem eigenen Volk ebenso wie gegenüber der Umwelt."
Airlines haben Gefahr unterschätzt
Der Abschlussbericht bringt das Versagen der Fluggesellschaften deutlich zutage, erklärt die liberale Tageszeitung Savon Sanomat: "Die Schuldfrage ist weiterhin ungeklärt. Vielleicht bekommen wir dazu mehr Klarheit, wenn die derzeit laufende strafrechtliche Untersuchung im Laufe des nächsten Jahres abgeschlossen ist. Einen schweren Fehler hat der Bericht der niederländischen Ermittler jedoch aufgedeckt. Obwohl in der Ostukraine schon lange vor dem Abschuss der Maschine gekämpft wurde und in der Region mehrere Militärmaschinen abgeschossen worden waren, war man allgemein der Auffassung, dass die zivile Luftfahrt normal weitergehen könne. Dies haben die ukrainischen Behörden geglaubt, Malaysia Airlines und weitere 60 Fluggesellschaften, deren Maschinen im Luftraum der Ostukraine in einer Höhe von rund zehn Kilometern flogen. So darf man nicht noch einmal denken."
Ukraine hat wohl nur durch Absturz überlebt
Zwar ist noch immer unklar, ob die prorussischen Separatisten hinter dem Abschuss von MH17 stehen, fest steht, dass sie einen hohen Preis dafür zahlen mussten, analysiert Kolumnistin Mary Dejevsky in der linksliberalen Tageszeitung The Guardian: "Im Nachhinein könnte es sich herausstellen, dass die Rebellen sogar einen höheren Preis zahlen müssen als Moskau. Dieser katastrophale Fehler - und es war ein Fehler - kostete sie letztlich die lebenswichtige Hilfe aus Moskau. ... Moskaus Unterstützung, die aus meiner Sicht stets überschätzt wurde, begann im vergangenen Herbst abzunehmen. Putin wandte sich Syrien zu, die ostukrainischen Rebellen wurden weitgehend sich selbst überlassen. Das zweite Minsker Abkommen hält. Eine politische Lösung ist wahrscheinlich geworden. Die perverse langfristige Folge des Abschusses von MH-17 könnte gar das Überleben der Ukraine (ohne Krim) als einheitlicher Staat sein."
Internationalen Druck auf Moskau aufbauen
Nach dem Bericht über die Absturzursache wird die Suche nach den Tätern die größte Herausforderung, prognostiziert die linksliberale Tageszeitung De Volkskrant: "Was die Niederlande auch behaupten über MH17, Russland wird es leugnen und nichts unversucht lassen, um Sand ins Getriebe zu streuen. Das ist faktisch bereits geschehen mit dem Veto gegen die niederländischen Bemühungen, ein UN-Tribunal für die Verfolgung der Täter zu errichten. Das erhöht nicht gerade die Chance auf eine erfolgreiche strafrechtliche Verfolgung. ... Nur ein andauernder hoher internationaler Druck auf Moskau erhöht die Chance auf Erfolg auf dem langen Weg, der noch vor den Niederlanden liegt."