Finnland will Familiennachzug erschweren
Asylbewerber und Finnen, die ihren Ehe-Partner aus einem Nicht-EU-Land nach Finnland bringen möchten, sollen künftig mindestens 1.700 Euro monatlich vorweisen. Die finnische Presse kritisiert den entsprechenden Gesetzesentwurf, an dem die Regierung in Helsinki derzeit arbeitet.
Will sich Finnland wirklich so präsentieren?
Ein Finnland, das Menschen aus anderen Ländern abschrecken und ausländisches Kapital anlocken will, verliert sein Wesen, warnt die Boulevardzeitung Ilta-Sanomat:
„Der Vorschlag erschwert nicht nur die Zusammenführung von Familien, sondern auch ihre Gründung, falls der potenzielle Ehemann oder die künftige Ehefrau nach Meinung der Regierung aus dem falschen Land kommen. ... Eine problemlose Familienzusammenführung gilt als Anreizfaktor. Und gemäß der vorherrschenden Meinung sind Anreizfaktoren in der Ausländerpolitik schlecht, während sie im Hinblick auf ausländische Investitionen gut sind. Es wird versucht, dem Kapital eine anderes Finnland-Bild zu präsentieren als den Menschen. Aber wird mit diesem Trick das Finnland-Bild nicht zur Unkenntlichkeit verzerrt?“
Migranten ohne Familien schwer integrierbar
Familienzusammenführungen verursachen der Gesellschaft kurzfristig zwar Kosten, sparen aber langfristig viele ein, argumentiert die liberale Tageszeitung Aamulehti:
„Falls die Regierung an der Einkommensgrenze festhalten, würde der Großteil der hier bleibenden Migranten sich endgültig von seiner Familie verabschieden müssen, was wohl auch das eigentliche Ziel des Gesetzgebers ist. ... Die Frage ist nun, wie viele Einwanderer Finnland integrieren kann. Bekannt ist, dass Familienzusammenführungen die Anpassung der Migranten an ihr neues Heimatland beträchtlich fördert. Wenn Familienzusammenführungen nun enorm teuer werden, sollte man aber bedenken, dass auch in diesem Fall die Einsparung von einem Euro Kosten von zwei Euro nach sich ziehen können, wenn die unter Schwermut leidenden Migranten ausgegrenzt werden oder sich radikalisieren und neben den Kosten für die Integration weitere Probleme verursachen, die mit dem Familiennachzug verhindert werden könnten.“
Asylbewerber und Finnen gleich behandeln
Einige finnische Politiker fordern, die Einkommensgrenzen als Kriterium für die Familienzusammenführung nicht auf finnische Staatsbürger anzuwenden. Die liberale Tageszeitung Kainuun Sanomat hält dies für rassistisch:
„Unter den politischen Parteien haben keineswegs die Erschwernisse der Familienzusammenführung für Asylbewerber die größte Beachtung gefunden, sondern die Tatsache, dass die Änderungen in Zukunft auch für die Partner und Kinder von Finnen gelten sollen, die nach Finnland ziehen und hier leben wollen. ... Im Gegensatz zur Regierungsvorlage sind viele Politiker der Ansicht, dass es ganz in Ordnung ist, wenn legal in Finnland lebende Personen unterschiedlich behandelt werden, je nachdem ob sie finnische Staatsbürger sind oder legal im Land lebende Flüchtlinge. Man kann sich nur schwer dem Eindruck erwehren, dass es hier einen versteckten Rassismus gibt, also die Trennung von Menschen zum Beispiel nach ethnischen Gruppen, Hautfarbe oder anderen ähnlichen Kriterien. “