Wann beantwortet Merkel die K-Frage?
Im ARD-Sommerinterview hat Bundeskanzlerin Merkel die Frage offen gelassen, ob sie 2017 erneut als Kanzlerkandidatin antritt. Sie werde das "zu gegebener Zeit" bekannt geben, wiederholte sie frühere Formulierungen. Merkels Zögern offenbart die Erosion ihrer Macht, analysieren Kommentatoren und fordern von der Kanzlerin eine baldige Klarstellung.
Strategie der Kanzlerin hat ausgedient
Angela Merkels Zögern, ihre Kandidatur für eine vierte Amtszeit als Bundeskanzlerin zu erklären, zeigt die Krise der politischen Führung, meint Journal 21:
„In der Zeit, als sie sich in ihrer Beliebtheit sonnen konnte, war sie keine Entscheiderin, sondern eine Vermeiderin. Sie moderierte Krisen, vermied aber harte Entscheidungen, um nicht für die unmittelbaren Folgen verantwortlich gemacht zu werden. ... Mit dem massenhaften Aufmarsch der Flüchtlinge an Deutschlands Grenzen im vergangenen Jahr kam dieses Spiel an sein Ende. Aber auch hier entschied sie, erst einmal nicht zu entscheiden, sondern die Last weiter zu reichen: Wir schaffen das. Aber geht es wirklich um Merkel? Ist sie nicht nur ein Symptom für die Krise der politischen Führung insgesamt? Zwar treten zunehmend Demagogen auf, aber wer sich Politiker wünschte, mit deren Namen sich durchdachte und überzeugende politische Alternativen verbinden, greift ins Leere.“
Die Erfolgsverwöhnte in der Abwärtsspirale
Mit ihrer Entscheidung für eine erneute Kandidatur als Bundeskanzlerin darf Angela Merkel nicht lange warten, meint auch die linksliberale Zeitung Der Standard:
„Nur 42 Prozent der Deutschen wollen eine vierte Amtszeit Merkels. Die lange Zeit so Erfolgsverwöhnte befindet sich in einer Art Abwärtsspirale. Sie spürt, dass ihr Rückhalt immer mehr bröckelt, und schiebt die Entscheidung über eine vierte Kandidatur hinaus. Es muss noch nicht heute sein, auch nicht morgen, dass sich Merkel erklärt. Aber lange kann sie nicht mehr warten. Die Aufgabe, die vor Deutschland liegt, ist so gewaltig, dass baldige Klarheit nötig ist. Taktieren und Abwarten würde auch Merkel selbst (noch mehr) schaden - genauso wie jener Person, die nachfolgt, wenn Merkel selbst nicht mehr kann oder will.“