Macht Hausunterricht in Rumänien Schule?
Ein bekanntes Schauspielerehepaar in Rumänien hat sein Kind aus der Schule zurückgezogen und lässt es fortan zu Hause unterrichten. Seitdem ist die Debatte voll im Gange, ob staatlicher oder heimischer Schulunterricht besser ist. Einige Kommentatoren fürchten eine Erosion des Schulsystems. Für andere gibt es schon jetzt zu viel Privatunterricht nach der Schule.
Gefährliche Ermunterung zum Schulabbruch
Die Schauspielereltern könnten eine fatale Vorbildwirkung auf andere Rumänen haben, fürchtet der Kolumnist Iulian Leca in Ziare.
„Ich denke es gibt kein klareres Zeichen dafür, dass eine Gesellschaft zerbrechlich und krank ist, als diese zunehmende Tendenz zur Isolation. Kennzeichnend dafür ist, dass immer mehr Menschen das Gesundheits- und Schulsystem ablehnen. ... Das Problem unserer Gesellschaft ist, dass der Erfolg solcher Ideen das allgemein vorhandene Misstrauen in das Bildungssystem erhöht und auch andere zum Abbruch der Schule ermutigt. ... Umso tragischer ist es, dass der Staat auf solche Tendenzen überhaupt nicht reagiert. Die Regierung schweigt, als ob sie ein Mittäter wäre und ändert nur wieder das Lehrprogramm, was diese Tendenz nur weiter stärkt. “
Nachhilfe-Wahn ist auch nicht besser
Auch Schüler an staatlichen Schulen werden nicht nur dort unterrichtet, schimpft România Liberâ mit Blick auf das rumänische Nachhilfesystem:
„Eltern, die Geld haben, verdoppeln ab der sechsten Klasse die Schulstunden für ihre Kinder durch intensive Nachhilfe. Das Kind geht in die Schule, bleibt dort fünf bis sechs Stunden und dann beginnt das Karussell der Nachhilfestunden. Mathematik, Rumänisch, Englisch, Französisch, Zeichnen, Musik, Basketball, Ballett und so weiter. Später, wenn der Schüler in einer Großstadt lebt, kann er auf Philosophienachhilfestunden hoffen. Das alles findet in der Freizeit statt und wird von den Eltern bezahlt. Das ist auch eine Art Hausunterricht, nur dass das Kind ständig gehetzt und müde ist, weil es mehr als acht Schulstunden hat - mehr als Erwachsene arbeiten.“