Juan Manuel Santos erhält den Friedensnobelpreis
Noch vor einer Woche hat die Bevölkerung seinen Friedensvertrag mit der Farc abgelehnt, nun hat er den Friedensnobelpreis bekommen: Kolumbiens Präsident Juan Manuel Santos ist für seine Bemühungen, den Bürgerkrieg in seinem Land zu beenden, ausgezeichnet worden. Geht der Preis in diesem Jahr an den Richtigen?
Auszeichnung für einen schmutzigen Krieg
Kritik an der Entscheidung, den Nobelpreis an Santos zu verleihen, kommt von Infowar:
„Der schmutzige Krieg, den der Staat Kolumbien seit Jahrzehnten durch paramilitärische Einheiten und mit der ständigen Anleitung und Finanzierung der USA durchführte, wurde mit einem Friedensnobelpreis ausgezeichnet. … Offensichtlich waren die Farc in diesem Krieg keine Heilige - vor allem in den letzten Jahren, als ihnen immer häufiger die Beteiligung am Drogenhandel vorgeworfen wurde. Die Gleichsetzung der Rebellen mit Todesbataillonen dient nur den USA, die die Schlachten - aber auch den so genannten Krieg gegen die Drogen - verwendet haben, um ihre Präsenz in ihrem 'Hinterhof' zu verstärken und einen Puffer gegen linke Regierungen in den Nachbarländern zu bilden. Erwartungsgemäß hat die Auszeichnung jemand bekommen, der Alfred Nobel ehrt, nämlich ein Vertreter des Staats Kolumbien. Denn im Übrigen war Alfred Nobel auch selbst ein Waffenhändler.“
Auch Farc-Chef hätte den Preis verdient
Bedauerlich ist, dass nicht auch Farc-Chef Rodrigo Londono Echeverri den Preis erhalten hat, bemängelt Dnevnik:
„Präsident Santos hat mit seiner jahrelangen Mission ohne Zweifel mit dem Mythos eines Kriegs als unausweichlichem Zustand in Kolumbien aufgeräumt. Mit seiner Vision, seiner Beharrlichkeit, seinem Mut und seinem Geschick hat er die Kolumbianer und die Rebellen davon überzeugt, dass der Krieg doch nicht die einzige Lösung ist und dass es für einen Krieg, wie auch für einen Frieden immer (mindestens) zwei braucht. Schade, dass das Nobelpreis-Komitee nicht selbst diese Wahrheit unterstützt und die Farc-Rebellengruppe, beziehungsweise Farc-Chef Rodrigo Londono als gleichberechtigten Preisträger ernannt hat.“
Hoffnung ist preiswürdig
Ausgezeichnet wird mit dem Preis die Einstellung von Juan Manuel Santos, erklärt Berlingske:
„In der Volksabstimmung herrschte die Auffassung, dass die Farc für all die Gewalt und all die Morde in diesen vielen Jahren nicht so billig davon kommen soll. Und sehr wahrscheinlich hat die Bevölkerung Recht. Doch die Hoffnung auf Frieden ist noch nicht gestorben. Als sie das Friedensabkommen eingegangen sind, wurde den Parteien klar, dass Frieden nicht allein durch einen militärischen Sieg erreicht werden, sondern auch am Verhandlungstisch zustande kommen kann. Es ist bemerkenswert, dass beide Seiten direkt nach dem Referendum entschieden haben, am Waffenstillstand festzuhalten. Deshalb besteht die Hoffnung, dass die Farc und Santos weiter verhandeln. Santos will das auf jeden Fall. Dafür hat er den Friedensnobelpreis erhalten.“