Waffenruhe im Jemen beschlossen
Nach einem Luftangriff der von Saudi-Arabien angeführten Militärkoalition auf eine Trauerfeier in Jemens Hauptstadt Sanaa Anfang Oktober mit mehr als 140 Toten soll ab Donnerstag eine dreitägige Waffenruhe gelten. Kommentatoren fordern die westlichen Staaten auf, ihre Unterstützung für Saudi-Arabien herunterzufahren und sich um eine Friedenslösung für das Land zu bemühen.
Westen spielt zweifelhafte Rolle
Die saudische Luftwaffe hat die Trauerfeier in Sanaa offenbar mit Bomben aus US-Produktion angegriffen. Der Westen muss seine Rolle im Jemen-Krieg dringend überdenken, fordert Helsingin Sanomat:
„Im Jemen ist ein blutiger Krieg im Gange. Das Blutvergießen erinnert an den Krieg in Syrien - allerdings ohne dieselbe internationale Aufmerksamkeit. … Mehrere westliche Länder sind im Jemen in eine zweifelhafte Rolle geraten. … Die Bombardierung der Trauerfeier hat ans Tageslicht gebracht, wie schmutzig der Krieg im Jemen ist. Die USA, Großbritannien und Frankreich müssen sich nun Gedanken machen über den politischen Preis, den sie für die Unterstützung Saudi-Arabiens, ihres wichtigsten Verbündeten im Nahen Osten, im Jemen-Krieg zu zahlen bereit sind. Gleichzeitig verlangt der Westen, die Kriegsverbrechen in Syrien zu untersuchen, wo Russland an den Bombardierungen von Zivilisten beteiligt ist.“
Frieden im Jemen hätte Signalwirkung
Der Krieg im Jemen hat zentrale Bedeutung für die Region, erklärt die Badische Zeitung:
„Eine Reduzierung der Waffenlieferungen – nicht nur aus den USA – wäre nach dem Massaker in Sanaa das richtige, längst überfällige Signal an Riad. Fast 4.000 Zivilisten kamen im Bombenkrieg der Saudis bereits ums Leben. 15 Millionen Menschen sind auf humanitäre Hilfe angewiesen. Im Jemen droht eine Hungersnot. Hilfsorganisationen melden den Ausbruch der Cholera. Was wir im Jemen erleben, ist nicht nur eine humanitäre Tragödie. Auch dort ringen Saudis und Iraner um die Vorherrschaft im Mittleren Osten. Im Vergleich zu Syrien ist der Jemen-Krieg nur ein Nebenschauplatz, der mit gutem Willen aller direkt und indirekt beteiligten Parteien sicherlich rascher gelöst werden könnte als der so mörderische Syrien-Konflikt. Ein Frieden im Jemen, das ist sicher, hätte eine Signalwirkung auf den gesamten Nahen Osten.“
Saudi-Arabien muss aufhören zu bomben
Dass die von Saudi-Arabien geführte Militärallianz arabischer Staaten eine Trauergemeinde in Sanaa bombardiert hat, kann nicht folgenlos bleiben, meint die in London erscheinende palästinensische Tageszeitung Al-Quds:
„Die Regierungen, die am Krieg im Jemen beteiligt sind, müssen nun die juristische und moralische Verantwortung tragen. Es ist ratsam, dass sie ihre militärischen Aktionen gegen die Rebellen und gegen den Ex-Präsidenten Saleh überdenken. ... Nicht zu unterschätzen sind außerdem die wirtschaftlichen Kosten des Kriegs, die alle Golfländer in Zeiten sinkender Ölpreise, tragen müssen. Das führte bereits zu harten Sparmaßnahmen. Die Bombardierung der Trauerfeier in der Hauptstadt ist zudem eine Warnung, die Konflikte im Jemen nicht nur militärisch zu lösen, sondern sich auch mit der katastrophalen Lage zu beschäftigen in dem sich das Land befindet. ... Ohne diese Einsicht wird die Trauerfeier nie ein Ende nehmen.“