Wer wird Frankreichs nächster Präsident?
Frankreich steuert auf die Präsidentschaftswahl im April und Mai 2017 zu. Der amtierende Staatschef François Hollande leidet ein halbes Jahr vor dem Urnengang unter miserablen Umfragewerten. Nur noch vier Prozent der Franzosen sind mit seiner Arbeit zufrieden. Kommentatoren rechnen angesichts dessen mit einer ungewöhnlichen Entscheidung vieler Sozialisten.
Sozialisten könnten in der Not Juppé wählen
Den Sozialisten wird nichts anderes übrigbleiben, als sich an den Urwahlen der Konservativen zu beteiligen, prophezeit La Repubblica:
„Man fragt sich, ob Hollande es wagen wird, erneut anzutreten. Das Schicksal scheint ihm wenig hold, angefangen bei den Urwahlen, denen er sich im Januar stellen müsste, sollte er bis Dezember entscheiden, erneut zu kandidieren. In der Zwischenzeit gibt es unter den sozialistischen Wählern, die sich mit der Niederlage abgefunden haben, nicht wenige, die mit dem Gedanken spielen, sich an den offenen Vorwahlen der Konservativen im November zu beteiligen. Die Versuchung ist groß, für den gemäßigten Spitzenkandidaten Alain Juppé zu stimmen, der das kleinere Übel ist, um das größere Übel zu verhindern, nämlich den Sieg seines Konkurrenten Nicolas Sarkozy. Bei der Präsidentschaftswahl im Mai wäre es für die linken Wähler dann einfacher, für Juppé zu stimmen, der bei der Stichwahl über den populistischen Gegner siegen muss. Denn Marine Le Pen könnte im ersten Wahlgang vorn liegen.“
Es fehlen geeignete Kandidaten
Nach der enttäuschenden Amtszeit von François Hollande deutet nichts auf positive Veränderungen in Frankreich hin, analysiert Le Jeudi:
„Er müsste Entscheidungen treffen, Dinge beschließen. Warum nennt er die Dinge nicht beim Namen wie im Fall [der von der Schließung bedrohten Hochöfen im ostfranzösischen] Florange? Die Zweideutigkeit könnte ihn zu Fall bringen, obwohl er in Wirklichkeit gar nicht gelogen hat. … François Hollande hatte alles, um erfolgreich zu sein. In der Theorie. In der Praxis hat er sich als unfähig erwiesen. ... Manchmal täuscht der äußere Eindruck eben. ... Das Scheitern des Präsidenten schadet dem Image Frankreichs und das ist vor allem deshalb schlimm, weil keine Besserung in Aussicht ist. Weder im linken noch im rechten Spektrum. Denn wer in diesem Club selbsterklärter Präsidentschaftskandidaten bringt die Menschen schon zum Träumen? Doch die Völker brauchen Träume, denn ohne Hoffnung schaffen sie es nicht, sich weiterzuentwickeln.“